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Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
KAMPF UMS BROT
Im Herbst 1943, als die Rote Armee kurz vor Belarus stand, bereiteten sich die deutschen Besatzungsmächte auf den bewaffneten Kampf um das Bauernbrot vor. Die Lage der Wehrmacht hat sich drastisch verschlechtert – die Hitlerarmee benötigte dringend Lebensmittelvorräte.

Kreiskomitees, Parteieinheiten und Partisanenverbände standen vor der Aufgabe, die Getreide zu verteidigen und feindliche Ernte-Aufbereitungspläne zu vereiteln. Das forderte auch das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Bolschewiki in der Verordnung „Über die Ernte 1943."

Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei von Belarus hat alle aufgerufen, den Bauern mit aller Kraft bei der Ernte zu helfen, die deutschen Versorgungstrosse zu überfallen, das Getreide abzukämpfen und vor dem Feind zu verstecken, die Bevölkerung über die Aufgaben im Kampf um jedes Stück Brot aufzuklären.
„Der Kampf ums Brot ist der Kampf um den Sieg!" „Kein Gramm Brot dem Feind!" „Brot für die Rote Armee aufbewahren!" Die Agitationsblätter, die von Gebietskomitees im Untergrund herausgegeben wurden, verstärkten – genauso wie die Meldungen über die heranrückende Rote Armee – den Volkswiderstand im Hinterland. Die Menschen versuchten, das Getreide so schnell wie möglich zu ernten und es so sicher wie möglich vor den Besatzern zu verstecken. Die Partisanen organisierten den bewaffneten Schutz auf den Ackerfeldern.
Die Erntekampagne des Jahres 1943 war wohl die komplizierteste unter allen übrigen im Krieg. Darüber wurde in der handgeschriebenen Zeitschrift „Partisanenkampf" der Kalinin-Abteilung (Partisanenbrigade „Prawda", Nr.1, Oktober 1943) ausführlich berichtet. Am Proviant für die Dorfbewohner, die Armee und Partisanenabteilungen mangelte es katastrophal. Um das notwendige Getreide zu beschaffen, musste man Ackerflächen nutzen, die auf dem Territorium deutscher Garnisonen lagen.
„Besonders schwer war der Weg vom Getreideabgeber ins Partisanenlager. Alle Aufbereitungsstellen befanden sich ausnahmslos jenseits des Swislotsch-Ufers. Der Fluss bildete eine natürliche Grenze zwischen der Partisanenzone und dem von den deutschen Truppen besetzten Gebiet. Es gab weder Brücken noch Fähren, nur Bötchen. Aufbereitungsstellen lagen 1 bis 3 km von den deutschen Garnisonen entfernt. Der letzte Umstand gefährdete jede unsere Operation. Wir waren gezwungen, jedes Leib Brot den Deutschen buchstäblich unter der Nase zu stehlen und mit Bötchen überzusetzen."

Auszug aus der Zeitschrift „Partisanenkampf" der Kalinin-Abteilung der Partisanenbrigade „Prawda"; Nr. 1, 10/43.
Jede Operation zur Aufbereitung von Getreide wurde vom Kommandeur persönlich angeführt und galt als eine Kampfoperation. Jeder Partisanenabteilung wurde eine bestimmte Zone zugewiesen. Die Kämpfer ernteten und droschen Getreide, verteilten es an die Bauern, den Rest behielten sie für sich und bildeten zusätzliche Getreidevorräte für die Rote Armee. Jede Siedlung erhielt eine Lieferverpflichtung. Jede Getreide-Abgabe an den Staat wurde registriert.

„Unsere Kampfgruppen wurden mehrmals von den deutschen Scheinwerfern am Flughafen Puchowitschi in jenem Augenblick erfasst, als sie die von Brot erfüllten Trosse zum Fluss begleiteten", werden später die Partisanen der Kalinin-Abteilung in die handgeschriebene Zeitschrift eintragen. Im Erntesommer 1943 haben die Kämpfer in 7 Ortschaften Getreide aufbereitet. Nachts fuhren die Bauern das Brot mit Pferdewagen zur Fähre. Von dort brachten die Partisanen das Getreide in ihre Lager.
Foto aus dem Museumsarchiv
Der dritte Kriegsfrühling! Aber jetzt schimmert endlich der blaue Himmel durch die Rauchwolken! Dieser dritte Frühling muss der Heimatfrühling sein! Noch vor einem Jahr warteten wir auf die deutsche Offensive und bereiteten uns darauf vor, den Angriff der Deutschen zurückzuschlagen. Jetzt geht es uns nur um eins: wir müssen die Deutschen niedermachen! Die Schlachten um Kursk und am Dnepr sind hinter uns. Hinter uns sind tote Soldaten und Offiziere der deutschen Divisionen..."

Auszug aus der handgeschriebenen Zeitschrift der Partisanenabteilung „Bolschewik" der Brigade „Belarus" im Gebiet Minsk, Nr. 1, 1944
1944 beginnt an der Ostfront die Frühjahrsoffensive der Roten Armee. Die Truppen der 1. Weißrussischen Front, der 1. Baltischen Front und der Westfront (3. Weißrussische Front) befreiten das Gebiet Gomel, weite Teile der Gebiete Polessien, Witebsk und Mogiljow. Aber der Feind wollte seine Waffen nicht niederlegen. Für die Bevölkerung besetzter Gebiete wurde die Rettung der Herbstsaat und die Durchführung der Frühjahrssaat zur Hauptaufgabe. In den drei Jahren des Krieges war die Landwirtschaft vollkommen in Verfall geraten. Die Aussicht, ohne Nahrungsmittel zu bleiben, kam dem Todesurteil gleich.
Foto aus dem Museumsarchiv
„Der Verfall der Landwirtschaft ist unvorstellbar. Das Inventar brannte entweder komplett ab oder ist kaputt. Es fehlen Pferde. Die deutschen Mächte wissen wohl, dass sie hier nicht für lange sind, und werden alles erdenkliche tun, um die Aussaat zu vereiteln, wissend, dass ohne materielle Basis und ohne Proviant sowohl die Bevölkerung als auch die Armee in eine bedrohliche Notlage geraten werden. Deshalb haben wir, Partisanen, eine große Aufgabe zu erfüllen: wir müssen den Bauern bei der Reparatur ihrer Geräte helfen und – wenn notwendig – die Saatarbeiten mit Waffen verteidigen."

Auszug aus der handgeschriebenen Zeitschrift der Partisanenabteilung „Bolschewik" der Brigade „Belarus" des Minsker Gebiets, Nr. 1, 1944
S. G. Romanow "Frühling in der Partisanenzone", 1980
Konkrete Maßnahmen zur Frühjahrssaat wurden in einer Direktive des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei von Belarus und der Landesregierung festgelegt und im April 1944 an die Parteiorgane im Untergrund und an Partisanenkommandeure weitergeleitet. Aus dem Brief ging hervor, dass es notwendig ist, Getreide auf einer möglichst großen Fläche anzubauen. Die Partei und Partisanenkommandeure hatten die Bevölkerung vor Ort aufzuklären, bewaffnete Kämpfer zu den Saatarbeiten zu schicken und Ackerfelder durch Sonderbrigaden oder Sicherungseinheiten zu beschützen.
Im Frühjahr 1944 waren die Partisanen praktisch in jedem Dorf zu sehen: auf den Feldern, in den Gärten oder in den Schmieden. Sie pflügten den Boden, renovierten das Inventar, gingen auf Spähtrupp. Auch Rotarmisten halfen der Bevölkerung nach Kräften. Der Aussaatplan für den Frühling war vollkommen erfüllt: von 333.000 Hektar wurden 236 678 (70%) ha mit Pferden, 74 600 ha mit Traktoren und 21 722 ha von Hand gepflügt.

Bauern, Partisanen und die Rote Armee haben den schweren Kampf um das Frühjahrsbrot 1944 gewonnen. Vor ihnen lag aber ein noch viel größerer Kampf – um die komplette Befreiung von Belarus…
Foto aus dem Museumsarchiv
„Wir sahen Gruben und Gräben voller Kinderleichen. Wir sahen Mütter mit blutigen Tränen weinen. Das empörte Gewissen führt uns nach Westen. Unser Volk wir die Ränke nie vergessen und wird nie ruhen. Wir wissen, dass Odessa bereits lächelt. Aber Pskow weint immer noch. Witebsk ist noch in den Händen des Feindes. Die Deutschen drangsalieren Mogiljow und Minsk… Und wir werden nicht ruhen solange wir das faschistische Biest komplett niedermachen!

Für unseren Heimatfrühling! Für das Glück unserer Nächsten!"


Auszug aus der handgeschriebenen Zeitschrift der Partisanenabteilung „Bolschewik" der Brigade „Belarus", Minsker Gebiet, Nr. 1, 1944
Handgeschriebene Zeitschrift "Partisanenkampf", Nr. 1, 10/43
Handgeschriebene Zeitschrift "Bolschewik", Nr.1, 05/44
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