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Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
KÄMPFER DER SPEZIALTRUPPEN.
SONDEREINHEIT „BOJEWOI"

21. Februar 1942. Heute verlassen wir das schöne liebe Moskau. Wir haben alles erhalten: Munition, Proviant, Gefechtsrucksäcke sind gepackt, Skier gewachsen. Die Wagen stehen bereit…Passanten bleiben stehen und schauen uns nach, Mädels winken. Sie wissen natürlich nicht, dass wir uns in das feindliche Hinterland begeben. Sie wissen nur, dass wir dorthin gehen, wo heute erbitterte Kämpfe um die Heimat geführt werden…"
Die Wagen fuhren schnell die 44 Kämpfer der Spezialtruppen weit weg von Moskau und immer näher an die Frontlinie. „Weder Frost noch Last haben unsere Geistesstärke beeinträchtigt", so werden Freiwillige der Sondereinheit der NKWD UdSSR „Bojewoi" in der handgeschriebenen Zeitschrift „Detonator" (Nr.5, 1944) schreiben. Damals, im Februar 1942, wurden Kämpfer und Truppenführer in das tiefe Hinterland abkommandiert: in besetzten belarussischen Gebieten hatten sie vor, die Sabotagetätigkeit zu entfalten…
Foto aus dem Museumsarchiv
Am 5. Juli 1941 wurde beim Innenministerium der UdSSR (NKWD) eine Sondergruppe eingerichtet (ab Januar 1942 hieß sie 4. NKWD-Abteilung (NKGB UdSSR)). Für die personelle Ausstattung der Gruppe kamen nur die besten Mitarbeiter in Frage, die über Erfahrungen im Geheimdienst verfügten, aber auch im spanischen Bürgerkrieg an Seiten der Partisanen kämpften. Die Sondergruppe setzte sich auch aus Sportlern, Studenten und Hochschuldozenten, Mitarbeitern der Staatlichen Sicherheit, Militärs der Innentruppen und Komsomol-Mitgliedern aus ganz Sowjetunion zusammen. Am 3. Oktober 1941 wurden Verbände der Sondergruppe in eine Selbstständige motorisierte Schützenbrigade zur besonderen Verwendung zusammengeführt (OMSBON).
Seit 1942 wurden OMSBON-Sondergruppen in das feindliche Hinterland regelmäßig eingeschleust. Einige davon operierten aktiv in Belarus. Die Aufstellung von Sondergruppen und Sondereinheiten wurde von der zentralen NKWD-Gruppe für operative Arbeit und staatliche Sicherheit koordiniert, ab Herbst 1943 fiel diese Pflicht in den Aufgabenbereich der NKGB und NKWD BSSR. Solche Sondergruppen waren spezielle Truppeneinheiten, gut bewaffnet und mit Verbindung zum „Großen Land." Vor Ort wuchsen sie durch Neuaufnahmen von Einheimischen – so wurden die Beziehungen mit der auf den besetzten Territorien lebenden Bevölkerung gestärkt. Die Sondergruppen erweiterten somit ihre Späh- und Sabotagetätigkeit.
In den Jahren 1941 bis 1944 haben Tschekisten 15 Partisanenabteilungen und 161 Sondergruppen geschaffen und auf das Territorium des besetzten Belarus entsandt. Unmittelbar auf dem belarussischen Boden wurden 66 Partisaneneinheiten und 181 Späh- und Sabotagegruppen aufgestellt. Eine davon war die Sondereinheit der NKWD UdSSR „Bojewoi" unter Leitung von Anatoli Gorjatschew (Kommandeur bis 7. August 1942).
Auszug aus der handgeschriebenen Zeitschrift „Detonator" der Sondereinheit der NKWD UdSSR „Bojewoi", 5/1944
Am 2. März 1942 näherten sich die Kämpfer der „Bojewoi"-Gruppe direkt der Frontlinie. Den weiteren Weg in das Hinterland mussten die Soldaten per Ski zurücklegen. Die Front überqueren ist ein schwieriges Unterfangen. Ein Spähtrupp war immer dabei, um die Lage auszukundschaften und den Anmarschweg zu bestimmen. Die Aufklärungsarbeit wurde nachts durchgeführt. Nachts bewegte sich die Gruppe nach vorn.
„Ruhetag im Wald. Die deutsche Garnison liegt nicht weit. Offenes Feuer ist verboten. Wir graben uns ein Loch im Schnee, legen es mit Fichtenzweig aus, laufen uns warm und gehen schlafen. Aber bald zittert man wieder vor Kälte. Es ertönt das Kommando: „Drei Schluck Spiritus und ein Trockenbrot". Der Kommissar ermuntert uns… Wir machen Schlingen, führen den Feind irre, indem wir mal zu Fuß mal auf Skier laufen. Wir bewegen uns in der Nacht, am Tag und wieder nachts. Kurze Unterbrechungen. Wir essen Zwieback und 50 g Wurst. Die Müdigkeit ist so stark, dass man sofort einschläft, sobald man in den Schnee fällt. Man schläft in allen möglichen Posen. Nur die Wachposten schlafen nicht."

Auszug aus der handgeschriebenen Zeitschrift „Detonator" der Sondereinheit der NKWD UdSSR „Bojewoi", 5/1944

Anfang März 1942 hat die Sondereinheit „Bojewoi" auf Skier über das Witebsker (Surashsker) Tor die Frontlinie passiert. Sie operierte im Hinterland, hielt Kontakt zur örtlichen Bevölkerung und wuchs durch Neuaufnahmen. „Auf unterschiedlichen Etappen hatte die Aufklärung verschiedene Aufgaben zu lösen, für solche Aufgaben mussten eventuell auch neue Kämpfer angeworben werden. So gab es zum Beispiel Aufträge, bei denen man 150 bis 200 km lange Märsche, Verteilung auf zwei Eisenbahnen und Anwerbung von Verbindungsleuten in Lettland in Kauf nehmen musste. Es ist sicherlich schwer, in die notwendigen Garnisonen zu geraten und nötige Menschen zu finden, dennoch kann die Aufklärung bestimmte Erfolge vorweisen", steht in der Zeitschrift der Einheit „Bojewoi."
Zur Information: Zwischen Februar 1942 und Juli 1944 operierte die Sondereinheit der NKWD UdSSR „Bojewoi" im feindlichen Hinterland auf dem Territorium der russischen Gebiete Kalinin und Pskow, in Sowjetrepubliken Lettland und Litauen, in den belarussischen Gebieten Witebsk, Minsk, Wilejka und Baranowitschi.
Am 7. August 1942 wurde die Sondereinheit „Bojewoi" von Walentin Nekljudow geleitet. Der erste Kommandeur, Oberstleutnant Anatoli Gorjatschew, wurde nach Moskau abkommandiert.
Zur Information: Walentin Nekljudow. Held der Sowjetunion (05.11.1944). Oberst. Kommissar, ab August 1942 Kommandeur der Sondereinheit der NKWD UdSSR „Bojewoi." Nach dem Krieg Mitarbeiter der Staatlichen Sicherheit und des Innenministeriums in der BSSR und der Sowjetrepublik Moldawien. Kavalier des Leninordens, des Rotbannerordens, des Ordens des Vaterländischen Krieges der 2. Klasse und des Ordens des Roten Sterns.
Walentin Nekljudow war an der Aufstellung von 6 Partisaneneinheiten unmittelbar beteiligt. Zum Zeitpunkt des Beitritts zur Roten Armee zählte die Sondereinheit „Bojewoi" 340 Mann. Die Einheit bestand nicht nur aus freiwilligen Einheimischen, sondern auch aus Rotarmisten und Kriegsgefangenen, die aus den deutschen KZs oder Vernichtungslagern geflohen waren.
„Unsere Einheit hat in den zwei Jahren einen ruhmreichen Weg der Volksrächer zurückgelegt. Dank einer hervorragenden Kommandoführung konnte sich die Einheit mehrmals aus der Einkreisung befreien. Gute Organisation und Disziplin halfen uns, alle Blockaden erfolgreich zu durchbrechen. Es gab viele kritische Situationen. Wir konnten unsere Arbeit immer wieder fortsetzen. Wieder brachten wir neue Militärzüge zum Entgleisen, sprengten Brücken und vernichteten Fahrzeuge..."

Auszug aus der handgeschriebenen Zeitschrift „Detonator" der Sondereinheit NKWD UdSSR „Bojewoi", 5/1944
Foto aus dem Museumsarchiv
Die Sondereinheit „Bojewoi" hat während ihrer Kampftätigkeit im feindlichen Hinterland über 120 Militärzüge zum Entgleisen gebracht, über 80 Betriebe gesprengt und verbrannt, Dutzende Brücken und Militärlager mit Munition vernichtet, über 9 km Eisenbahnlinien demoliert. In Gefechten wurden mehr als 2000 deutsche Soldaten, Offiziere und Polizisten getötet und verwundet.
Handgeschriebene Zeitschrift "Detonator" der Sondereinheit der NKWD UdSSR "Bojewoi", 1944
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