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Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
EPOCHENMENSCH.
HELD DER SOWJETUNION
WIKTOR LIWENZEW

Am 22. Juni 1941 nahm die Granatwerfer-Kompanie des 37. Schützenregiments der 56. Schützendivision ihren ersten Kampf auf. Unweit der Staatsgrenze westlich von Grodno verteidigten die Minenwerfer drei Tage lang eine namenlose Höhe. Die Kämpfer wussten nicht, dass sie umzingelt waren. Der Bataillonskommandeur beschloss, sich gen Osten zurückzuziehen. Politleiter Wiktor Liwenzew kämpfe in der umzingelten Gruppe bei Nowogrudok und Stolbzy.
Zur Information: Wiktor Liwenzew studierte von 1936 bis 1938 an der Pädagogischen Hochschule Woronesch und wurde anschließend zur Roten Armee einberufen. Er leistete den Wehrdienst im 20. Kavallerie-Regiment der 4. Kavallerie-Division (Sluzk) ab. Im Jahr 1939 nahm er an der Befreiung der westlichen Gebiete von Belarus und am Winterkrieg 1939-1940 gegen Finnland teil. In Grodno absolvierte er einen Fortbildungskurs für Politleiter und die militärpolitische Schule. Im Dezember 1940 wurde er in das 37. Schützenregiment der 56. Schützendivision als Politleiter der Granatwerfer-Kompanie abkommandiert.
Wiktor Liwenzew. Held der Sowjetunion, Kommandeur der 1. Bobruisker Partisanenbrigade im Gebiet Mogiljow.
Foto aus dem Museumsarchiv
Wir, Offiziere, wollten inständig die Rote Armee aufholen. Als wir realisierten, dass sie zu weit weg war, fingen wir an, ans Überleben und den Kampf im Hinterland zu denken. Die Siedlungen waren von den deutschen Truppen besetzt, die sich noch nicht ganz eingelebt haben, aber es gab noch keine Verwaltungen und keine Polizeistellen. Wir hatten also eine Chance. So geriet ich Ende Juli 1941 nach Bobruisk..."
Aus den Erinnerungen von Wiktor Liwenez
In Bobruisk entstand unter Leitung von Liwenzew und zwei anderen Offizieren eine Untergrundgruppe. Anfangs agierte sie im Gebiet Polessien gemeinsam mit der Gubins Abteilung. Im Frühjahr 1942 wurde sie in die 752. Abteilung reorganisiert und der Operationszentrale Klitschew zugeordnet. Anfang 1943 gliederte sich aus der Partisanenabteilung die erste Bobruisker Partisanenbrigade heraus, die in den Kreisen Bobruisk und Ossipowitschi bei Mogiljow und im Kreis Paritschi in Polessien agierte.

Kommandeure der 752. Abteilung der 1. Bobruisker Partisanenbrigade im Gebiet Mogiljow (v.l.n.r.): Kommissar D. Lepjoschkin, Kommandeur W. Liwenzew, Stabsleiter S. Kremnjow, 1943.
Foto aus dem Museumsarchiv
Partisanenbunker, Zeichnung von W. Liwenzew, 1943
„In einem harten und rücksichtslosen Kampf gegen den heimtückischen und bis an die Zähne bewaffneten Feind sind in den Partisanenreihen viele kühne, ideenreiche und gewandte Kommandeure hervorgetreten. Wir sind stolz auf Partisanenkommandeure Jewlampi Bespojassow, Nikolai Koroljow, Ignati Isoch, Sergej Shunin, Wiktor Liwenzew..."


Auszug aus dem Flugblatt „Kampfrapport von Partisaninnen und Partisanen des Gebiets Mogiljow." Organ des Untergrundkomitees der Kommunistischen Partei der Bolschewiki in Mogiljow, 28. Juni 1944
Im Juli 1942 haben die Partisanen nicht weit vom Dorf Duleba durch Zufall eine geschlossene Druckerei entdeckt. Die 752. Abteilung erkannte darin die Chance, Zeitungen herauszugeben. Die erste Nummer des „Bobruisker partisans" erschien am 7. November 1942. Gedruckt wurden auch Flugblätter. Stabsleiter Sergej Kremnjow wurde zum Redakteur ernannt. Insgesamt waren aus der illegalen Druckerei 55 Flugblätter mit einer Auflage von 250000 Exemplaren und 35 Zeitungsausgaben gekommen.
Die erste Zeitungsausgabe erschien unter Mitwirkung von Liwenzew, der den Zeitungsnamen „Bubruiski partisan" in einen Schleifstein geritzt hat. Später wurde der Stein durch Holzwürfel mit Buchstaben ersetzt. Liwenzew machte einen Bleistein mit dem Emblem einer Partisanenmedaille. Er dachte für jede Zeitungsausgabe ein Klischee aus und malte selbst Karikaturen.
Zeitung „Bobruiski partisan", Nr.23, Druckorgan des Kommissariats der Kommunistischen Partei der Bolschewiki in Bobruisk, 17. Oktober 1943. Klischees und Karikaturen von W. Liwenzew
Am 20. November 1943 wurde die 1. Bobruisker Partisanenbrigade im Kreis Paritschi in die Rote Armee eingegliedert. Sie zählte bis zu diesem Tag 1127 Mann. Unter dem Kommando von Liwenzew wurden 26 feindliche Züge zum Entgleisen gebracht, 17 Lokomotive, 278 Waggons, 154 Fahrzeuge und 3 Garnisonen vernichtet. Die handgeschriebenen Zeitschriften erzählen die Geschichte der Brigade und seines legendären Kommandeurs.
Durch den Erlass des Präsidiums des Obersten Rates der UdSSR vom 1. Januar 1944 wurde Liwenzew für den Mut und Heroismus, bewiesen im Kampf gegen den Feind im Hinterland, und für besondere Verdienste um die Entwicklung der Partisanenbewegung mit dem Ehrentitel „Held der Sowjetunion" gewürdigt. Ihm wurden der Lenin-Orden und die Medaille „Goldener Stern" verliehen. Den „Helden" hat er im Eisenbahnkrieg erhalten, erinnerte sich später Wiktor Liwenzew.
"Furchtloser Kommandeur, willensstarker Organisator. Genießt bei den Partisanen seiner und anderer Abteilungen verdientes Ansehen… Unter dem meisterhaften Kommando von Liwenzew brachen die Partisanenabteilungen aus der feindlichen Einkreisung bei Klitschew und Ossipowitschi aus."

Auszug aus einer Auszeichnungsurkunde von Wiktor Liwenzew zur Verleihung des Titels „Held der Sowjetunion"
Nach dem Krieg blieb der Held der Sowjetunion Liwenzew im befreiten Minsk. Bis 1950 war er Abteilungsleiter und Sekretär des Zentralkomitees der Belarussischen Union der Kommunistischen Jugend von Belarus. Er absolvierte die Parteischule und die Minsker Pädagogische Hochschule. Über 20 Jahre war er im Bereich Körperkultur und Sport tätig. Im Jahr 1958 wurde er zum Leiter des Komitees für Körperkultur und Sport beim Ministerrat der BSSR ernannt.
Porträt von Wiktor Liwenzew. Autorin N. Liwenzewa, 2009
Mit dem Leiter des belarussischen Sports verbindet man heute eine ganze Epoche, die sog. Liwenzew-Epoche. In dieser Zeit haben viele belarussische Sportler, die zum UdSSR-Team gehörten, bei Europa- und Weltmeisterschaften mehrmals Gold-, Silber- oder Bronzemedaillen gewonnen. Olympiasieger Alexander Medwed, Romuald Klim, Sergej Makarenko, Leonid Gejschtor, Oleg Karawajew, Wiktor Sidjak und Olympiasiegerinnen Jelena Belowa und Olga Korbut waren helle Sterne am belarussischen Sporthimmel. Nach seinem Namen wurde in der Stadt Bobruisk eine Straße benannt.
Handgeschriebene Zeitschrift "Sowetskij patriot", Nr.9, 05/1943
Handgeschriebene Zeitschrift "Sowetskij patriot", Nr.12, 11/1943
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