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Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
Dieses Gefecht dauerte über drei Stunden und kostete 17 belarussische Partisanen das Leben. Dabei wurden über 100 Deutsche getötet. Der jüngste unter den Partisanen war gerade mal 16 Jahre alt…
GEFECHT BEI KUTSCHIN
Das Gefecht im Wald Kruschniki, über das in einer Partisanenzeitschrift berichtet wird, ist aus anderen Quellen als das Gefecht bei Kutschin bekannt.
Die Gruppe unter Leitung von Leutnant Kowschirko (61. Partisanenabteilung) erhielt im Juli 1942 den Auftrag, einen Polizeiposten im Dorf Kutschin zu vernichten und Trophäen zu erbeuten. Am 26. Juli erfüllten die Partisanen diesen Auftrag und hielten sich 3 km nordwestlich vom Dorf im benachbarten Wald auf.

„Der feindliche Ring zog sich immer enger zusammen. Es hagelte Kugeln. Aufgebracht über so einen zähen Widerstand einer kleinen Partisanengruppe, drängten die Faschisten wie wilde Bestien nach, und das obwohl unser Feuer sie einen nach dem anderen niedermähte… man hörte das Stöhnen der Verwundeten und ihre Todesschreie.

Das Gefecht wurde immer heftiger. Mutig kämpften unsere Kameraden. Aber unter dem Regen der faschistischen Kugeln fanden sie einer nach dem anderen den Tod…"


Auszug aus der Zeitschrift
„Volksrächer", Nr.3,
11/1942, 61.
Partisanenabteilung
Foto aus dem Museumsarchiv
„Wir waren gezwungen, in einem Wäldchen Halt zu machen, weil alle Waldwege in den Kreisen Klitschew, Beresino und Belynitschi völlig gesperrt wurden und Hitlers Mördertruppen das rechte Drutj-Ufer besetzten. Auch linkerseits des Flusses hat der Deutsche starke Kräfte konzentriert…"

Aus den Erinnerungen
von Stepan Gordejew,
Teilnehmer des Gefechtes bei Kutschin
Fast gleichzeitig unternahmen die faschistischen deutschen Truppen im Gebiet Mogiljow eine Strafexpedition gegen die Partisanen der Kreise Mogiljow, Klitschew und Ossipowitschi.
„Im Juli 1942 haben die Strafbrigaden eine Verstärkung bekommen: 3 von der Front abgezogene Elitedivisionen. Gleichzeitig traten die Deutschen zum Angriff an und wollten die sich in den Wäldern von Klitschew und Ussakino versteckenden Partisanen einkreisen und komplett auslöschen. Anfang Juli tauchten Hitlerleute in mittelgroßen Gruppen in den Dörfern auf, aber sie holten sich in den Gefechten mit Volksrächern blutige Köpfe."

Aus den Erinnerungen
von Stepan Gordejew,
Teilnehmer des Gefechtes bei Kutschin
Am Morgen des 9. August wurde die 15 Mann starke Gruppe um Leutnant Kowschirko und vier sich ihnen angeschlossenen Kämpfer der 255. Partisanenabteilung im Wald von Kruschniki von den Deutschen umzingelt. Der Feind holte Dutzende Fahrzeuge mit Soldaten, leichte Panzer, Artillerie und Minenwerfer zur Verstärkung.
Partisanenkrieg. Reproduktion BELTA
„Unser Aufenthalt in so einem kleinen Wald blieb nicht unbemerkt. Es fanden sich Verräter, die den Befehlshaber der Strafexpedition informierten, dass die Partisanen im Kutschiner Wald (wo wir uns befanden) sehr große Kräfte konzentriert haben. Das Alarmsignal löste eine ungeheure Hetzreaktion aus: Der Befehlshaber schickte in den Wald Soldaten, die uns waffen- und zahlenmäßig ums Hundertfache überlegen waren. Allein die mobilen Infanterieteile zählten 2500 bis 3000 Mann auf 81 Fahrzeugen."


Aus den Erinnerungen
von Stepan Gordejew,
Teilnehmer des Gefechts bei Kutschin
Für eine Flucht aus dem Wald war es zu spät, es fehlte auch jede Möglichkeit dazu – rings um den Wald lagen nur Felder. Der Kutschiner Wald war 3 km lang und 1 km breit. Die Gruppe wollte unbemerkt bleiben und musste manövrieren. Der Feind begann auf die Partisanen mit Granat- und Minenwerfern zu feuern.
Foto aus dem Museumsarchiv
„Mit einem gewaltigen Artillerie- und Minenfeuer schossen Hitlerleute den Wald von einem Rand bis zum anderen durch. Die Ziele wurden aus der Luft beobachtet, Kleinpanzer und Panzerwagen patrouillierten zwischen den Nestern. Der Wald wurde umzingelt. Unsere Gruppe hatte es sehr schwer. Wir manövrierten und ließen den Feind nicht vom Fleck kommen. Er musste seine Munition verschießen und wir hatten weniger Verluste…"


Aus den Erinnerungen
von Stepan Gordejew,
Teilnehmer des Gefechtes bei Kutschin
Nur eine Lücke im Wald bot Ausgang zum Feld und die lag zwischen den Dörfern Brod und Nesowka. Um die Mittagszeit, als sich die Partisanen zum Rettungsausgang stürzten, begannen die Hitlerleute mit dem Durchkämmen des Waldes. Man musste sich beeilen. Leutnant Kowschirko schickte zwei Männer zur Aufklärung vor, jedoch die beiden konnten das Ziel nicht erreichen und fanden den Tod. Für die Gebliebenen wurde klar, dass sie aus dem Wald nicht herauskommen werden. Die Partisanen haben sich eingeigelt.
„Wladimir Sajaz und Michail Lejbowitsch, bewaffnet mit einer MPi und einem Gewehr, gingen vor und wollten über das Feld in den großen Wald gelangen… Sie schafften es, 200–300 m zu laufen… Hitlerleute schossen unsere Kameraden tot. Gleich darauf rollten feindliche Kleinpanzer und ein Panzerwagen aus dem Wald… "

Aus den Erinnerungen
von Stepan Gordejew,
Teilnehmer des Gefechtes bei Kutschin
Der feindliche Ring zog sich immer enger zusammen. Nach zwei Angriffen hatten die Deutschen große Verluste zu verzeichnen, dennoch schossen sie pausenlos weiter. Neun Partisanen, darunter Jakow Kowschirko, kamen dabei ums Leben.
Foto aus dem Museumsarchiv
In einer Schießpause forderten die Deutschen die verbliebenen Partisanen auf, sich lebend zu ergeben. Politleiter Wassili Kraiko sah darin die Gelegenheit, so nah wie möglich an den Feind heranzutreten und ihn mit Handgranaten zu bewerfen. So hofften die Partisanen, die Deutschen in Panik zu versetzen und den Ring zu durchbrechen.
„… Wir hatten nur wenige Feuernester… Unter dem Vorwand, sich zu ergeben, standen schwer verwundete Politleiter Krajko, Abteilungskommandeur Polikarpow, Walendo und Saitow auf und nährten sich dem Feind… Jeder hatte zwei explosionsbereite Handgranaten bei sich. Umringt von Hitlerleuten zogen unsere Kameraden gleichzeitig die Sicherungsstifte… Die ersten Handgranaten fielen dem Feind vor die Füße…"

Aus den Erinnerungen
von Stepan Gordejew,
Teilnehmer des Gefechts bei Kutschin
Als die Handgranaten alle waren, griffen die Partisanen Chamat Saitow, Wladimir Walendo, Nikolai Wichrizki und Wassili Sujew die Deutschen mit dem Bajonett an…

Saitow handelte schnell und schaffte es, einige Soldaten niederzustoßen, ehe er von einem deutschen Offizier tödlich verletzt wurde. Als sich der Offizier über den Niedergesunkenen beugte, packte Saitow mit allerletzter Kraft den Fritz hart am Arm, warf ihn auf den Boden und würgte ihn am Hals.

Walendo schlug auf die Hitlerleute mit Gewehrkolben ein.

Nur zwei Partisanen konnten aus der Einkreisung ausbrechen – das waren Pawel Koblow und Stepan Gordejew. Die beiden kehrten 5 Tage nach dem Gefecht in die Abteilung zurück und erzählten darüber, was sie erlebt haben. Kurz darauf erschien in einer Partisanenzeitschrift ein Artikel darüber. Auch der schwerverletzte Wladimir Walendo, den die Aufklärungsmänner nach dem Kampf im Wald gefunden haben, erzählte über die Heldentat seiner Kameraden. Walendo starb in den Armen der Partisanen.

Nach Angaben, die in den Beständen des Museums aufbewahrt werden, haben Partisanen im Gefecht bei Kutschin über 100 Hitlerleute getötet. Der älteste Kämpfer in der Partisanengruppe war der 38-jährige Michail Lejbowitsch. Jakow Kowschirko war 22 Jahre alt. Der jüngste Partisan Wolodja Walendo war einmal 16 Jahre alt. Zum Gedenken an die heldenhaften Kameraden haben Partisanen ein Lied gedichtet.
Gedicht, das der Chefredakteur der Partisanenzeitschrift A. Tarnezki seinen gefallenen Kameraden widmete

(aus der Zeitschrift „Volksrächer", Nr.3, 11/1942, 61. Partisanenabteilung)
Die Asche der gefallenen Partisanen wurde im Jahr 1948 auf dem Friedhof im Dorf Kutschin begraben. Die Namen von 13 Helden wurden auf einer Gedenktafel eingraviert. Erst Jahre später wurde bekannt, dass es 17 Partisanen waren – 4 Kämpfer aus einer anderen Abteilung schlossen sich der Gruppe von Kowschirko an.

Die Geschichte wird die Namen von den im Kutschiner Gefecht gefallenen Partisanen für immer in Erinnerung behalten:

Wladimir Walendo, Boris Wasjanin, Nikolai Wichrizki, Pawel Shenin, Wladimir Sajzew, Grigori Sajzew, Wassili Sujew, Iwan Karnezki, Pjotr Kowaljow, Jakow Kowschirko, Wassili Kondratjew, Wassili Krawzow, Wassili Kraiko, Michail Lejbowitsch, Michail Polikarpow, Chamat Saitow, Nikolai Uschakow.
Jakow Kowschirko
Gruppenkommandeur
Wladimir Walendo
16, der jüngste Teilnehmer des Gefechts bei Kutschin
Chamat Saitow
geb. 1911, Baschkirische ASSR
Wassili Sujew
Wladimir Sajzew
Grigori Sajzew
Michail Polikarpow
Iwan Karnazki
Stepan Gordejew
einer der Autoren der Zeitschrift „Volksrächer“
Auszug aus der Zeitschrift „Volksrächer", Nr.3, 11/1942, 61. Partisanenabteilung

Walentin Walendo, geb. 1923* in der Stadtsiedlung Klitschew, Oblast Mogiljow. Nach der 8. Klasse der Mittelschule nahm Arbeit als Assistent des Filmvorführers in Klitschew auf. Seit 1940 Komsomol-Mitglied. Der junge Partisan starb einen Heldentod im Kampf um die Freiheit.

* In der handgeschriebenen Zeitschrift wird Walendos Alter nach seinen Worten angegeben. In der Tat gab er sich älter aus – so machten viele Jugendliche während des Krieges, um sich als Partisanen rekrutieren zu lassen. Nach dem Krieg wurde sein wahres Geburtsjahr anhand der Archivdokumente festgestellt.
Auszug aus der Zeitschrift „Volksrächer", Nr.3, 11/1942, 61. Partisanenabteilung

Jakow Kowschirko, geb. 1920 im Dorf Olchowka, Kreis Klitschew, Oblast Mogiljow. Im Dienstgrad eines Leutnants war er Kommandeur einer Aufklärungsgruppe der Artillerie-Division. War an der Front des Großen Vaterländischen Krieges. Im feindlichen Hinterland geht er zu den Partisanen über und setzt den Kampf gegen Hitlerfaschisten als stellvertretender Kommandeur der Partisanenabteilung fort.
Zeitschrift „Volksrächer", Nr.3, 11/1942, 61. Partisanenabteilung
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