35
SEITE
Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
NAIMAN-GEWEHR-GRANATWERFER
„Wie sehr haben wir uns gefreut als mit dem ersten Flugzeug alles kam, was wir uns mühevoll anschafften – Einzelteile und alles andere, was uns fehlte: TNT, Sprengzünder, Minen, auch SWT, Panzerbüchsen, Maschinengewehre. Welche Erleichterung für die Munitionsversorgung. Was für Waffen für Partisanen!"

Auszug
aus dem Artikel Wie wir uns bewaffneten" in der handgeschriebenen Partisanenzeitschrift Volksrächer" der Abteilung Slawa" der Brigade „Plamja", Minsker Gebiet, Nr. 3, 1944
W. Bobrow, Leiter der Munitionsversorgung der Abteilung Slawa", Brigade Plamja" des Minsker Gebiets. Zeichnung von E. Djatlow
Mit so viel Begeisterung beschreibt Leiter der Munitionsversorgung Bobrow jene Freude, mit der die Partisanen die ersten Flugzeuge mit Munition begrüßten. Im Dezember 1942 wurde er als Waffenmeister in die Munitionsversorgung der Partisanenabteilung „Slawa" der Brigade „Plamja" im Minsker Gebiet abkommandiert.
In einer dürftig ausgestatteten Werkstatt ohne richtiges Werkzeug und ohne Fachqualifikation musste ich allein die ganze Arbeit verrichten. Nun, ein russischer Mensch kann viel bewältigen, wenn er sich von der Pflicht der Heimat gegenüber gerufen fühlt.
Anfangs suchten Sondergruppen Dörfer und Wälder nach Waffen ab. Mit der Zeit bekamen die Partisanen neue Waffenmuster der Roten Armee vom sowjetischen Hinterland angeliefert. Im Frühjahr 1944 war unter den eingetroffenen Waffeneinheiten auch ein Naiman-Handgranatwerfer.
Sondergruppe vor dem Abflug. Foto aus dem Museumsarchiv
Auf Befehl des Zentralstabsleiters der Partisanenbewegung P. Ponomarenko wurde bei der operativen Abteilung eine Sabotagegruppe (Sabotagetaktik und Sabotagetechnik) eingerichtet. Ihre Mitglieder lernten den Umgang mit Kampfwaffen und nahmen an der Planung militärischer Operationen teil, bei denen Minensprengmittel eingesetzt wurden - „Wüste", „Eisenbahnkrieg", „Technik."
Feindlicher Militärzug, den die Partisanen zum Entgleisen brachten. Gebiet Baranowitschi, Ort Dworez. Foto aus dem Museumsarchiv
Neue effektive Waffen für Sabotageakte wurden im Rahmen der Militäroperation „Technik" entwickelt. Das Ziel war, mit minimalen eigenen Menschenverlusten dem Feind maximalen Schaden zuzufügen. Die Entwicklung verlief in zwei Strängen: man brauchte neue Munition und neue Waffen für das Schießen aus der Entfernung. Spezialisten des Entwicklungsbüros beim Volkskommissariat der Verteidigung haben taktisch-technische Daten für den Handgranatwerfer bestimmt, mit der Umsetzung wurde das Forschungsinstitut NII-6 beauftragt.
Zur Information: I.M. Naiman war 1907 in Baranowitschi geboren. Doktor der Chemiewissenschaften. 1946 mit Stalin-Prämie ausgezeichnet: Für die Entwicklung und Überleitung in die Produktion von Zellstoff für die Pulverfabrikation. Mit dieser Entwicklung konnte die Herstellung von Munition wesentlich vergrößert werden. Aus dem Naiman-Zellstoff wurde im Krieg rund eine Million Tonnen Pulver hergestellt.
Isaak Naiman. Foto aus dem Museumsarchiv
Isaak Naiman leitete die Entwicklung von Waffen. Ingenieure des technischen Büros entwarfen zum Oktober 1943 bereits 50 Exemplare des Handgranatwerfers, der später eine offizielle Bezeichnung erhielt - „Naiman-Handgranatwerfer" (RMN-50) oder „Naiman-Gewehr-Granatwerfer".
Für den Naiman-Granatwerfer hat das Büro eine eigene Brandwurfgranate (SM-50) entwickelt. Die Autoren der Neuentwicklung waren Konstrukteure Kusmin und Terlezki. Die Granate wurde im Werk Nr. 562 des UdSSR-Volkskommissariats der Munition in Moskau hergestellt. Das Werk selbst wurde 1941 durch das Zusammenlegen von Versuchs-Werkstätten des Instituts gegründet.
Im Frühjahr 1944 stellten Ingenieure des Zentralstabs der Partisanenbewegung einen operativen Plan zusammen, nach dem die neuen Waffen gleichzeitig in der Armee und in Partisanenverbänden zum Einsatz kommen sollten. Das Hinterland bekam einfache und praktische Mittel – leichte und kompakte Waffen. Moderne Waffen sorgten für eine Überraschungs-Strategie.
Übungen im Umgang mit Minen und Sprengstoffen, Stalin-Partisanenbrigade, Brester Verband. Foto aus dem Museumsarchiv
Partisanenverbände im Gebiet Gomel erhielten 24 Naiman-Granatwerfer und 1650 Brandwurfgranaten. Mit der Vorbereitung und Beförderung von Waffen und Munition beschäftigte sich die Abteilung Ingenieurwesen und Technik des Zentralstabs der Partisanenbewegung.
Postpakete aus dem sowjetischen Hinterland. Brester Verband. Foto aus dem Museumsarchiv
„Sonderwaffen, insbesondere Naiman-Gewehr-Granatwerfer, waren im Einsatz einwandfrei. Die Partisanenbrigade „Plamja" unter Leitung von Oberst Filippskich befand sich vom 18. bis 22. Juni auf einer Operation. Nach Einsatz von Naiman-Granatwerfern wurden ein Feldbunker und ein Militärzug mit Panzern und Munition vernichtet... Schlussfolgerung: Serienfertigung des Granatwerfers empfohlen… Naiman gilt ein großer Partisanen-Dank für die Gewehre… Schlussfolgerungen: Naiman-Gewehr-Granatwerfer stellt eine Nahkampfwaffe dar. Die Waffe ist leicht und sicher zu handhaben. Für hohe Treffsicherheit erhielt der Granatwerfer eine hohe Einschätzung der Partisanenbrigade „Plamja." Die Waffe ist gut beim Schießen auf bewegliche Ziele, Militärzüge, Brennstoff- und Munitionslager, weil Ziele schnell in Flammen aufgehen."

Auszug aus einem Waffen-Prüfungsbericht von Instrukteur des Zentralstabs der Partisanenbewegung, Oberstleutnant J. Schwam, Mai-Juni 1944
Partisanen bringen einen Militärzug zum Entgleisen. Gebiet Baranowitschi, Ort Dworez. Foto aus dem Museumsarchiv
Ungeachtet positiver Rückmeldungen von Instrukteuren und Abteilungsleitern wurde die Serienproduktion des Naiman-Handgranatwerfers und Brandwurfgranaten eingestellt. Dennoch wurden diese Waffen im Kampf eingesetzt und nahmen einen gewissen Einfluss auf die weitere Entwicklung leichter Infanterie-Schusswaffen.
Ausstellung des belarussischen Staatlichen Museums für die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges . Die Halle „Der Weg des Krieges"
Handgeschriebene Partisanenzeitschrift "Volksrächer", Nr.3, Abteilung "Slawa", Brigade "Plamja", Minsker Gebiet, 1944
Jede Verwendung oder Vervielfaltigung von Daten, Texten und Bildern sowie von Teilen des Layouts dieser Webseite bedürfen der vorherigen Zustimmung der Inhaber des Urheberrechts und der Quellenangabe www.belta.by
© Belarussische Telegraphenagentur, 2018
© Belarussisches Staatliches Museum für die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges, 2018
Left
Right