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Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
ERSTER MAI IM HINTERLAND
„Den 1. Mai 1944 feiern wir zu der Zeit, als eine massenhafte Vertreibung deutscher Räuber aus dem Territorium unserer Heimat auf der breiten Front begann."

Auszug aus einem Artikel im Kampfflugblatt der 2. Kompanie der Abteilung „Borba" der Partisanenbrigade „Volksrächer", Minsker Gebiet, 1. Mai 1944

„Die Völker unseres Landes, die Rote Armee, Partisaninnen und Partisanen begehen den internationalen Tag der Arbeit, den 1. Mai, unter der Losung der Zerschlagung und einer kompletten Vertreibung deutsch-faschistischer Besatzer vom sowjetischen Boden."

Auszug aus der handgeschriebenen Zeitschrift „Wperjod sa Rodinu", Druckorgan der Partei- und Komsomol-Organisation der Stabskompanie des 208. Stalin-Regiments, Nr. 6, 1. Mai 1944
Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Erste Mai im ganzen Land gefeiert. Das Fest wurde von Partisanen und der Zivilbevölkerung begangen. In den Dörfern und Waldlagern fanden Versammlungen und Kundgebungen statt. Auf diesen Veranstaltungen wurden Aufrufe der Partei, Befehle des Obersten Befehlshabers Iosif Stalin und die Ansprachen der Partei und der Regierung an die Bevölkerung verlesen.
Foto aus dem Museumsarchiv
Während der Feierlichkeiten zum 1. Mai verpflichteten sich die Bauern, den Partisanen im Kampf gegen die Besatzer zu helfen, die Saat rechtzeitig zu beenden und die Rote Befreiungsarmee gebührend zu empfangen. Das Fest wurde auch in den besetzten Ortschaften gefeiert. Im Kreiszentrum Usda hängten die Patrioten zum Beispiel 12 rote Fahnen an die Gebäude.
Foto aus dem Museumsarchiv
In Partisanenverbänden und Dörfern wurden anlässlich des Ersten Mai sozialistische Wettbewerbe ausgerufen. Infolge eines solchen Wettbewerbs wurden im Gebiet Belastok 47 feindliche Güterzüge zum Entgleisen gebracht. Über sozialistische Wettbewerbe berichteten die Partisanen in Sonderausgaben ihrer Zeitschriften, Zeitungen und Flugblätter.
„Vor uns, Partisanen des großen Befreiungskrieges, stehen angesichts des Ersten Mai riesige Aufgaben… den sozialistischen Wettbewerb so umfangreich wie möglich zu organisieren. Dafür sind sozialistische Verträge zwischen den Kompanien, Verbänden und einzelnen Kämpfern abzuschließen. Auch sollen die politische Ausbildung und der Kampfgeist der Abteilung insgesamt verbessert werden."

Auszug aus der handgeschriebenen Zeitschrift „Wperjod sa Rodinu", Druckorgan der Partei- und Komsomol-Organisation der Stabskompanie des 208. Stalin-Regiments, Nr. 5
Trotz fehlender Bedingungen für die Herausgabe von Kampfflugblättern, Wandzeitungen und Zeitschriften waren Mitglieder der Partisanenredaktion bemüht, diese farbig zu gestalten.
Die Ausgaben waren nicht nur inhaltlich interessant, sondern auch in der äußeren Gestaltung sehr ansprechbar. An der Aufmachung wirkten Laien und professionelle Künstler mit.

Der ehemalige Sekretär für Propaganda und Agitation im Parteikomitee des Gebiets Wilejka Wiktor Schimanowitsch erinnerte sich daran, wie effektiv die Agitationsbrigaden mit Partisanen und der einheimischen Bevölkerung arbeiteten. Anfang 1944 wurde im Gebiet Wilejka die Maxim-Gorki-Agitationsabteilung eingerichtet. Innerhalb von 6 Monaten traf er sich 35 Mal mit der Bevölkerung.
Belarussische Partisanen ruhen aus, 1944. Foto aus dem Museumsarchiv
Gewöhnlich fanden Konzerte zu verschiedenen Festen statt. Mitglieder der Agitationsbrigaden kamen in ein Dorf an, hängten die Türen einer großen Scheune aus und bastelten aus dem Stegreif eine Bühne zusammen. Gab es keine Bühne, traten die Künstler auf Pferdewagen auf, mit denen sie angekommen waren.
Karikaturen von W. Schimanowitsch. Aus den Museumsbeständen
Für seine Auftritte malte Wiktor Schimanowitsch auf Papier oder Furnier Karikaturen auf Hitler und seine Helfershelfer. Solche Karikaturen waren sehr beliebt. Themen solcher Karikaturen sagten ihm oft der erste Sekretär des Parteikomitees im Gebiet Wilejka Pjotr Mascherow und Sekretär des Parteikomitees Alexander Monachow vor.
Die Agitationsbrigade des Gebiets Wilejka hat über 50 Karikaturen gemalt, jede in 10- bis 50-facher Ausfertigung. Sie wurden bei Konzerten gezeigt. Auf Konzerten wurden Spottlieder und Couplets gesungen. In ihnen wurden der Heldenmut sowjetischer Krieger besungen und faschistische Kriegsmänner verspottet. Solche Auftritte waren ein starkes Kampfmittel für politische Propaganda und Agitation.
Handgeschriebene Zeitschrift "Wperjod sa Rodinu", Nr. 6, 1. Mai 1944
Handgeschriebe Zeitschrift "Wperjod sa Rodinu", Nr.5, 1944
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