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Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
HELD DER SOWJETUNION
SERGEJ SHUNIN

Der Krieg überraschte Sergej Shunin, Intendant des 3. Ranges, im Gebiet Mogiljow. Die Kämpfer des 8. Panzerregiments der 36. Kavalleriedivision der 10. Armee der Westfront waren unweit des Dorfes Chwatowka in Einkreisung geraten und bildeten eine Gruppe mit Shunin an der Spitze. Ein Jahr später war sie in die Abteilung „Sergej" herangewachsen und erhielt die Nummer 36.
Als im September 1942 im Mogiljower Gebiet die 8. Krugljanskaja-Brigade aufgestellt wurde, stellte man an ihre Spitze den ehemaligen Kaderkommandeur und erprobten Partisanenführer Sergej Shunin. Später übernahm er die Leitung der militäroperativen Gruppe in Krugloje, die zur Drehscheibe der Partisanenbewegung im ganzen Kreis wurde. Für eine erfolgreiche Leitung wurde Sergej Georgijewitsch mit dem Rotbannerorden ausgezeichnet und zum Oberst befördert.
S. Shunin (mitte), Juni 1940. Foto aus dem Museumsarchiv
„…Im dreistündigen Gefecht auf der Eisenbahnstation Slawnoje haben wir feindliche Befestigungsanlagen vernichtet. Unweit des Militärzuges, der kurz davor eingefahren war, kam es zu einem Nahkampf. Es brannten Lager, Kasernen und noch zwei auf Abstellgleisen wartende Militärzüge. Es schien, als ob die ganze Armee auf dem Vormarsch war. Von überall her ertönte ein lautes „Hurra!"… Nach der Besetzung der Station blieben hunderte tote deutsche Soldaten und ein Trümmerhaufen zurück… Die Militärzüge wurden hier für lange aufgehalten…"

Aus dem Kapitel „Gefecht auf der Station Slawnoje" des Buches „Von Dnepr bis Bug" von S. Shunin
Das Gefecht auf der Eisenbahnstation Slawnoje im August 1942 ist eines der eindrucksvollsten Beispiele für den Heldenmut des Brigadekommandeurs und seiner Kämpfer. Diese Kampfoperation wurde im Shunins Erinnerungsbuch „Von Dnepr bis Bug" beschrieben. Die Memoiren wurden 1947 herausgegeben.
Handgeschriebene Zeitschrift der 36. Abteilung der 8. Brigade, Gebiet Brest
Eine weitere dokumentarische Bestätigung des heldenhaften Kampfes von Partisanen der 36. Abteilung der 8. Brigade stellt die handgeschriebene Zeitschrift dar. Ihre Seiten sind durchdrungen von Dichtung und Folklore, die sich mit patriotischen Aufrufen, Heldendarstellungen und Zeichnungen verflechten.
Artikel der handgeschriebenen Zeitung der 36. Abteilung der 8. Brigade, Gebiet Brest
Auf Befehl des Belarussischen Stabs der Partisanenbewegung setzte sich die Brigade im Dezember 1943 in Bewegung und legte in den nächsten zwei Monaten einen schweren Weg aus dem Kreis Krugloje im Gebiet Mogiljow in den Kreis Ganzewitschi des Pinsker Gebiets zurück. Im Januar 1944 erreichte sie den Kreis Kossowo, wo sie sich dem Partisanenverband des Gebiets Brest anschloss.
Flugblatt des Untergrundkomitees der Kommunistischen Partei in Mogiljow, 28. Juni 1944
Bereits im Februar hat die Brigade eine sehr aktive Kampftätigkeit aufgenommen. Innerhalb der 4 Monate wurden 45 Militärzüge zum Entgleisen gebracht, 64 Straßenbrücken gesprengt, 160 feindliche Fahrzeuge und andere Geräte vernichtet.
„Die Einheit von Gen. Scherstobitow führt in den letzten 2 bis 3 Monaten ununterbrochen Sabotageakte durch… ohne an den eigenen Sprengstoff zu kommen, verschaffte sich die Einheit von Scherstobitow das Tritol des Feindes und sprengte 17 feindliche Militärzüge..."

Auszug aus der Erzählung „Tapfere Sprengmeister" in der Zeitschrift der 36. Abteilung der 8. Brigade, Gebiet Brest
Für Heldentaten im feindlichen Hinterland, für den Mut im Kampf gegen deutsch-faschistische Eroberer und besondere Verdienste um die Entwicklung der Partisanenbewegung wurde Sergej Shunin am 15. August 1944 der Ehrentitel „Held der Sowjetunion" verliehen.
S. Shunin (l.) und Kommandeur der 12. Abteilung der 8. Brigade A. Nikitschenko, Minsk, 1968. Foto aus dem Museumsarchiv
Treffen von Veteranen der 8. Krugljanskaja-Brigade, Juni 1967. Foto aus dem Museumsarchiv
Nach dem Krieg wurde Oberst Shunin in das Reserveverhältnis versetzt. Er arbeitete als Parteifunktionär in Brest und Minsk. Er war mit Leninorden, Rotbannerorden, Orden des Roten Sterns und Medaillen ausgezeichnet. Sergej Shunin starb 1977 und wurde in Minsk beigesetzt.
Zu Ehren des Helden der Sowjetunion Sergej Shunin trägt eine Straße in der Siedlung Krugloe (Mogiljow) seinen Namen. Im Innenhof der Minsker Schule Nr. 100 steht eine Büste von Sergej Shunin.
Handgeschriebene Zeitschrift der 36. Abteilung der 8. Brigade, Gebiet Brest
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