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Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
Große Kämpfe hatten hier, in Belarus, ihren Anfang und hier werden sie ihr Ende finden…
AUFRUFE BELARUSSISCHER DICHTER AN DIE VOLKSRÄCHER
Diese Worte des belarussischen Volksdichters Jakub Kolas waren prophetisch: Belarus war die erste Sowjetrepublik, wo die faschistischen Truppen einmarschiert waren, und hier begann – nach einer erfolgreichen Operation Bagration und der Befreiung von Belarus – der heldenhafte Siegeszug der Roten Armee nach Berlin…
Die Aufrufe belarussischer Volksdichter Janka Kupala und Jakub Kolas an das eigene Volk sind in den schweren Jahren des Krieges zu einem unverzichtbaren Teil der Agitation geworden. Literaturwerke belarussischer Klassiker wurden auf Flugblättern gedruckt, in Plakat-Zeitungen und in Partisanenzeitschriften publiziert.
Das belarussische Volk hat sich in seiner Geschichte niemals vor dem Feind gebeugt. Darüber spricht Volksdichter Janka Kupala in seinem Appell an das belarussische Volk in der Plakat-Zeitung „Tod dem faschistischen Scheusal" im März 1942. Es ist die Zeit gekommen, sich an den Faschisten für das Blut und den Mord zu rächen. Eine bittere Rache an dem Feind auszuüben ist die heilige Pflicht eines Jeden, ruft der Dichter aus. Der Sieg ist nah, und auf dem belarussischen Boden werden Hitlersoldaten ihren Tod finden.
Foto aus dem Museumsarchiv
Was kann mächtiger als Panzer und Kanonen sein? Nur der Glaube an den Sieg. Der Glaube war es, der Soldaten und Partisanen zu Helden machte. Faschisten konnten nicht begreifen, wozu sich die sowjetischen Soldaten, als die Munition alle war, in den Nahkampf stürzten?..
Sein Gedicht „An die faschistischen Banditen" schrieb Kolas 1941, in der schwierigsten Zeitperiode, als die Frage „Wer wen?" besonders aktuell war. Aber der Glaube an den Sieg war viel stärker. Wenn die Partisanen diese Zeilen lasen, hatten sie keine Zweifel: „Hier findet faschistische Schlange den Tod – das Hügelchen unter der Espe..." Niemand ahnte damals, wann der Sieg zu erwarten war. Aber dass man den Sieg unbedingt gewinnen wird – daran glaubten alle.


Vom tiefsten Hass gegen die Faschisten erfüllt war das Partisanenlied von Kolas „Adpomszim!" („Wir werden uns rächen!"), das er am 22. April 1942 gedichtet hat. Der Volksrache werde gnadenlos sein, hieß es darin. Der Dichter ruft das Volk auf, die „faschistische Bestie zu vernichten."


Als Militärpublizist bedient sich Jakub Kolas verschiedener sprachlicher Mittel wie giftige Ironie, Satire und Sarkasmus. Er zerfetzt die Doktrin der NS-Ideologen von Herrenvolk und Herrenrasse und ruft zum allgemeinen Volkswiderstand auf: Der Mythos von der unbesiegbaren Wehrmacht zerbricht im Schlacht bei Moskau.
Im Partisanenlager. Foto BELTA
Sowohl die Publizistik als auch die Kriegslyrik von Janka Kupala waren zugleich von der Liebe zum Vaterland und dem Hass gegen Hitlerfaschisten durchdrungen: dieser Kontrast in Kombination mit der bildhaften Symbolik und lyrisch-liedhaften Tönen prägt sich tief in die Seele ein.
In der Partisanenzeitschrift „Komsomolskaja iskra" vom Dezember 1943 wurden folgende Zeilen veröffentlicht:

Aber das Volk der Sieger und Helden wird sich niemals unterwerfen. Das Volk vernichtet die Feinde wie tolle Hunde… und hört auf den Aufruf seines glühenden Dichters Janka Kupala.
Die Partisanen haben Werke belarussischer Dichter nicht nur gern gelesen und geliebt. Sie haben ihnen eigene Gedichte gewidmet. Im Februar 1944 erscheint in einer handgeschriebenen Zeitschrift der Partisanenbrigade „Plamja" das Poem der Partisanin und Dichterin Janina Krajnik alias Lilia Lesnaja „An Jakub Kolas, eine Stimme aus Beresjanka."
Die Autorin erzählt in diesem Poem die Tragödie von Beresjanka, einem Dorf, das am 6. September 1943 von den deutschen Faschisten mitsamt aller Einwohner verbrannt wurde. In diesem Dorf, das am Fluss Swislotsch lag, verbrachte Jakub Kolas viel Zeit vor dem Krieg und hat in seinen Werken die malerischen Landschaften besungen.
Nicht nur schonungslose und entlarvende Publizistik fand sich in den Partisanenzeitschriften. Oft wurden hier auch Übersichten veröffentlicht. Interessant ist zum Beispiel die folgende Kurzauskunft über die Belorussische SSR.
BELORUSSISCHE SSR

Fläche – ca. 230.000 Quadratkilometer, Bevölkerungszahl – über 10 Mio. Belarussen bilden den Großteil der Bevölkerung. In der Republik leben Russen, Juden, Polen und andere Nationalitäten. Die Hauptstadt ist Minsk.
Kollektivierung /nach Anbaufläche/ erreichte 96,7%.
Zahl der Traktoren im Jahr 1938 – 8,9 Tsd., Zahl der Mähdrescher – 1,2 Tsd.
Anbaufläche im Jahr 1939 – 3 205 Tsd. ha / im Jahr 1913 – 2 564 Tsd. ha/.
Die Schülerzahl zu Beginn des dritten Jahrfünfts stieg gegenüber 1913 um das 3,8fache / J. 1913 – 266.000, J. 1937 – 1 Million/.
Vor der Revolution gab es landesweit keine Hochschulen. In den Jahren 1938/1939 betrug ihre Zahl 23.
Die Anzahl der Ärzte: 495 (1913) / 2 367 (1937).

Partisanen Iwan Chmelew und Maria Grigorjewa auf Patrouille. Foto BELTA
In den folgenden Zeilen der Partisanenzeitschrift wird eines der größten Geheimnisse des Sieges gelüftet. Die deutschen Niederlagen vor Moskau und in Stalingrad markierten nicht nur die Wende des Zweiten Weltkrieges. Dem Nazi-Regime war endlich bewusst, dass der Sieg über die Sowjetunion sehr schwer zu erringen wenn ürhaupt möglich sein wird. Der Feind hat nicht damit gerechnet, dass die Sowjetunion nicht nur an den Fronten sondern auch im Hinterland selbstlos kämpfen wird und dass die evakuierten Industriebetriebe die Armee ununterbrochen mit Nachschub versorgen werden.
Auszug aus der Monatszeitschrift „Komsomolskaja iskra" der Partei- und Komsomolorganisation der Komsomol-Abteilung der 1. Minsker Partisanenbrigade, Nr. 4, 12/1943:

„Der Sowjetstaat war nie so standhaft und unerschütterlich wie jetzt, im dritten Jahr des Vaterländischen Krieges. Der Krieg hat gelehrt, dass sich die Sowjetische Ordnung nicht nur als die beste Form für den wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung in den Zeiten des friedlichen Staatsbaus erwies, sondern als die beste Form der Mobilisierung aller Kräfte des Volkes zum Widerstand gegen den Kriegsfeind. Die Sowjetmacht hat in kürzester Zeit unseren Staat in eine unerschütterliche Festung verwandelt. Von allen Armeen hat die Rote Armee das sicherste und zuverlässigste Hinterland. Das ist die Kraftquelle der Sowjetunion."
Nach Jahren schrieb der belarussische Volksdichter Jakub Kolas: „Wir können die Zukunft nicht voraussagen, ohne Vergangenheit und Gegenwart zu studieren". Diese Worte klingen heute als geistiges Testament einer Generation der anderen…
Zeitschrift „Komsomolskaja iskra" der Partei- und Komsomolorganisation der Komsomol-Abteilung der 1. Minsker Partisananbrigade, Nr. 4, 12/1943
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© Belarussische Telegraphenagentur, 2018
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