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Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
Ihr zweiter Name war Kleines Sowjetisches Land — die Klitschewer Partisanenzone war eine der größten in Belarus. Anfang 1944 erstreckte sie sich auf einer Fläche von über 3000 Quadratkilometern. Sie wurde von 18.000 Partisanen bewacht. Hier lebten über 70.000 Zivilisten. Das Zentrum der Partisanenbasis lag in Ussakino — aus den benachbarten Wäldern führten die Partisanen täglich Aufgaben aus…
KLITSCHEWER PARTISANENZONE
In den ersten Kriegsjahren, die man unter schwierigen und oft unmöglichen Bedingungen ausharren musste, waren jene Partisanenabteilungen und Gruppen überlebensfähig, die sich aus Einheimischen rekrutierten oder eine sichere Verbindung zur örtlichen Bevölkerung hatten. Der Kreis Klitschew im Gebiet Mogiljow war keine Ausnahme — das bestätigen dokumentarisch zahlreiche Partisanenzeitschriften. Auf dem Klitschewer Boden wurde nämlich die größte Partisanenzone gebildet.
„Mehrmals haben die faschistischen Eindringlinge ihren „Siegeszug" gegen die Klitschewer Partisanen unternommen, mehrmals haben sie es auf deren Vernichtung und komplette Auslöschung abgesehen. Diese Aufgabe kostete sie viel Nerven und einen gewaltigen technischen und menschlichen Aufwand. Was kam für sie dabei heraus? Bei weitem nicht das, was sie aus der Haut kriechend anstrebten..."

Auszug aus der Zeitschrift „Volksrächer", 11/1942, 208. Stalin-Partisanenabteilung
Die Klitschewer Partisanenzone umfasste die Territorien der Kreise Klitschew, Ossipowitschi, Belynitschi, Beresino, Kirowsk im Gebiet Mogiljow und wurde von Partisanen kontrolliert. Sie entstand im Verlauf der Partisanenkämpfe, bei denen in der Zeitperiode zwischen Oktober 1941 und März 1942 auf dem genannten Territorium über 80 feindliche Garnisonen und Polizeiposten vernichtet wurden.
Klitschewer Partisanenzone
Bei einer Besprechung der Kreiskommunisten im Dorf Ussakino am 3. April 1942 wurde beschlossen, die sowjetische Macht im Kreis Klitschew wiederherzustellen. Es wurden das Klitschewer Kreisparteikomitee, die Kreisexekutive, die Klitschewer Operationszentrale gegründet.
„Wenn der Kreis vom Feind gesäubert ist, wenn das Volk uns beisteht – dann muss man die Sowjetmacht wiederherstellen und ihren Funktionären das Regieren überlassen. Dadurch wird diese gewaltige Kraft ins Unermessliche steigen, es kommt zu historisch bedeutenden Taten..."

Auszug aus der Zeitschrift „Volksrächer", 4/1942
Porträtfoto und Personalausweis von P. Wiktortschik, Vorsitzender des Kreisexekutivkomitees der Kommunistischen Partei von Belarus in Klitschew
„Mitglied des Kreisexekutivkomitees Wiktortschik und Genosse Sajaz hatten im Untergrund schwierige Zeiten durchgemacht. Auch er hat sein Amt nicht verlassen. Nun hat er die Führung der Sowjetmacht im Rajon willig übernommen. Unermesslich ist die historische Bedeutung dieses Aktes der Wiederherstellung der Sowjetmacht im Kreis Klitschew. Selbst im tiefsten Hinterland, in Zeiten des blutigsten Terrors, Tötens und der Räuberei bleiben der Kraft, der Geist und der Siegeswille des freiheitsliebenden Volkes ungebeugt."

Auszug aus der Zeitschrift „Volksrächer", 4/1942
Das zum Ende 1942 befreite Gebiet betrug rund 1,9 Tsd. Quadratkilometer. Das Territorium wurde von den 208., 277., 752., 61., 128., 760., 620.
Im Namen des Militarrates der Westfront gratuliert Georgi Shukow den Partisanen zum Ausbruch aus der Umzingelung, August 1942
Abteilungen bewacht. Anfang 1944 lebten in der Partisanenzone, die mittlerweile über 3.000 Quadratkilometer ausmachte, mehr als 70.000 Zivilisten. Fast 18.000 Partisanen hatten sie zu beschützen.

Zu Ehren der Partisanen, die im März 1942 die städtische Siedlung Klitschew befreiten, wurde hier ein Denkmal errichtet und der Hügel des Ruhmes aufgeworfen.
Flugzeug vom sowjetischen Hinterland. Foto BELTA
Die Partisanenzonen waren echte militärische Vorposten für den nationalen Widerstand. Sie dienten Partisanen als Hinterland und Basis, wo vom Festland Flugzeuge mit Proviant ankamen.
„Das Klitschewer Kreiskommissariat der Kommunistischen Partei, das Exekutivkomitee des Kreissowjets der Werktätigen-Deputierten und das Kommando der Partisanenabteilungen stellen fest, dass sich die Werktätigen unseres Kreises, die einerseits vom Ende des Hitlerfaschismus und andererseits vom unabwendbaren Sieg des großen sowjetischen Volkes überzeugt sind, immer mehr um Volksrächer – Rote Partisanen – bekümmern und sich zum großen vaterländischen Krieg aufgerufen fühlen. Dutzende und Aberdutzende, Hunderte und Aberhunderte Werktätige ergreifen die Waffe und ziehen in den Partisanenkampf... "


Auszug aus der Zeitschrift „Volksrächer", 4/1942,
208. Stalin-Partisanenabteilung
Aus der Bevölkerung der Partisanenzonen haben Volksrächer neue Kämpfer rekrutiert. Die Einheimischen nahmen an Kampfhandlungen teil, halfen beim Sammeln und Reparieren von Waffen, bei alltäglicher Routine, versorgten Partisanen mit Nahrung, Unterkunft, suchten Kleidung und Schuhe zusammen, betreuten Verletzte und kranke Kämpfer. Schutz und Hilfe seitens der Volksrächer erfuhren Zivilisten auch bei der Ernte, die sie vom Feind versteckten.
Bauern verließen ihre Dörfer und und gingen zu den Partisanen über. Foto BELTA
Aus den Partisanenzonen wurden landesweit Flugblätter, Zeitungen und Berichte des Sowjetischen Informationsbüros verbreitet.

Gemeinsam Feste feiern – auch diese Tradition wurde in den Partisanenzonen nicht vergessen. In den Siedlungen wurden bei sowjetischen Festen rote Fahnen hochgezogen, es fanden Versammlungen und Konzerte statt. In Kinos wurden Filme gezeigt, die man aus dem sowjetischen Hinterland zugesandt bekam.
Allein die Tatsache, dass es Partisanenzonen gab, bedeutete sehr viel für den nationalen Widerstand und den Kampf gegen die Hitler-Armee. Während der Befreiung des Landes von der deutschen Wehrmacht konnte der Feind auf dem Territorium der Partisanenzonen keine Verteidigungsaktivitäten organisieren. Das half der Roten Armee sehr bei ihrer Offensive.
Zeitschrift „Volksrächer", 4/1942, 208. Stalin-Partisanenabteilung
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