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Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
PARADE DER SIEGER
Am 3. Juli 1944 endete die Großoffensive der 1., 2. und der 3. Belorussischen Fronten gegen die deutsche Wehrmacht mit der endgültigen Befreiung der Hauptstadt Minsk von der deutschen Besatzung. Die Befreiung von Minsk markierte den Abschluss der ersten Etappe der Operation Bagration, einer der größten Offensiven der Roten Armee während des Zweiten Weltkrieges. Vor Pioniertruppen lag zwar eine halb zerstörte und befreite, dennoch eine komplett verminte Stadt…

Auf ihrer Flucht vor dem stürmischen Angriff der Roten Armee haben die deutschen Truppen Gebäude, Straßen und Häuser vermint. Unter strategischen Objekten, die in kürzester Zeit sichergestellt werden mussten, war die Minsker Pferderennbahn. Hier wird am 16. Juli 1944 der erste Siegeszug stattfinden: An der Partisanen-Parade werden über 30.000 Volksrächer teilnehmen.
Das Zentrale Komitee der Belarussischen Kommunistischen Partei der Bolschewiki hat in der Sitzung am 14. Juli 1944 beschlossen, anlässlich der Befreiung der Stadt Minsk eine Partisanen-Parade zu organisieren. Das Kommando der Partisanenverbände erhielt klare Anweisungen zur Vorbereitung auf diese Veranstaltung. Aber die Partisanen hatten noch eine wichtige Mission zu erfüllen: auf dem Weg in die Hauptstadt kämpften die Volksrächer gegen die fliegenden deutschen Truppen und säuberten Wälder, Siedlungen und Wege von den faschistischen Saboteuren.
Am Abend des 15. Juli sind 30 Partisanenbrigaden und 2 selbstständig agierende Abteilungen in die Stadt gekommen, darunter 20 Brigaden des Minsker Gebiets, 9 Brigaden des Gebiets Baranowitschi und 1 Brigade des Gebiets Wilejka. Die Gesamtzahl der Partisanen belief sich auf 30.000 Mann.

Die hauptstädtische Pferderennbahn war zu dem Zeitpunkt bereits von Minen befreit und wurde unter Schutz der Partisanenbrigade „Burewestnik" gestellt. Die Parade musste auch noch aus der Luft bewacht werden, dafür standen Jagdflieger und die Fliegerabwehr bereit. Um die feierliche Atmosphäre zu schaffen, wurden Rundfunkübertragungsanlagen und Militärorchester gebracht.
E.A. Saizew. "Partisanenparade am 16. Juli 1944 in Minsk"
Um 9.00 Uhr am 16. Juli hat der Vorsitzende des Minsker Sowjets der Werktätigen-Deputierten Konstantin Budarin die feierliche Kundgebung eröffnet, an der die Kämpfer-Delegation der Roten Armee unter der Leitung des Befehlshabers der 3. Belorussischen Front, Armeegeneral Iwan Tschernjachowski teilnahm. Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei und Vorsitzender des Sowjets der Volkskommissare der BSSR Pantelejmon Ponomarenko hat im Namen der belorussischen Regierung und des Zentralen Parteikomitees allen Werktätigen und Partisanen zur Befreiung der belarussischen Hauptstadt gratuliert. Er überreichte Soldaten und Offizieren der 1., 2., 3 . Belarussischen Fronten und der 1. Baltischen Front einen großen Dank für die Befreiung von Minsk.
Auf der Tribüne während der Parade (v.l.n.r.): P.K. Ponomarenko, I.P. Gapanenko - Vizeleiter des Belarussischen Stabs der Partisanenbewegung, P.Z. Kalinin - Leiter des Belarussischen Stabs der Partisanenbewegung
Nach der Kundgebung marschierten die Partisanen an der Regierungstribüne vorbei. Die Woronjanski-Brigade „Volksrächer" hatte die Ehre, die Parade zu eröffnen. Ihnen folgten in Kolonnen Partisanen der Aufklärungs- und Sabotagetrupps, MG-Schützen und Sanitäter...

Aus den Erinnerungen von Wassili Morochowitsch, Partisan der Abteilung „Kommunar" der Brigade „Onkel Kolja" im Gebiet Minsk:

„Minsk durfte eine glänzende Parade erleben, eine Parade ohne historische Parallele. An zerstörten und niedergebrannten Häusern vorbei marschierten die Partisanenkolonnen. Sie besaßen eine einmalige Sammlung von Schusswaffen, die es damals nur gab. Hier und da waren selbstgebaute Waffen zu sehen, Gewehre, die in Waldschmieden zusammengebastelt wurden. Wir wurden mit Begeisterung begrüßt. Wir zogen stolz vorbei, viele hatten Medaillen auf der Brust. Wir waren Sieger."

An der Partisanenparade nahmen rund 50.000 Einwohner der Stadt teil. Die Menschen liefen in verzierten Kolonnen hinter den Volksrächern. Hinter den Werktätigen zog eine Pferdekolonne vorbei – insgesamt 900 Reiter.
Die Partisanenparade in der belarussischen Hauptstadt dauerte mehrere Stunden. Um 22.00 Uhr erhellten Salven von 300 Kanonen den Himmel über der halb zerstörten, aber der freien Stadt Minsk. Mit dem Salutschuss klang die erste große Siegesfeier aus. Der Krieg war aber noch lange nicht beendet. Die Rote Armee hatte die Aufgabe, die Sowjetheimat von der deutschen Wehrmacht endgültig zu befreien...
Literarisch-künstlerische Zeitschrift "Iskra" (Nr.2) der Partisanenabteilung "Iskra", Brigade "Rasgrom", Januar 1944
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