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Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
KALININ-PARTISANENABTEILUNG
In den Jahren 1942 bis 1943 hat sich in den vom Feind besetzten Gebieten eine breite Bewegung von Volksrächern gebildet. Aus separat agierenden Gruppen stellten sich komplette Brigaden auf. Und wenn anfangs die deutschen Besatzer den Angriffen von Partisanen nur wenig Aufmerksamkeit schenkten, waren sie einige Zeit später gezwungen, die „Waldfront", wie sie die Partisanenverbände tauften, mit vielversprechenden Slogans für sich zu gewinnen. „Herren Partisanen, kommt zu uns und ihr bekommt Höfe zu verwalten!", hieß es in einem der deutschen Flugblätter.
Partisanen" von G. Brshosowski, Leinwand, Öl, 1976
Ein krasses Beispiel für eine solche Partisanengruppe stellte die Kalinin-Abteilung dar, die im Minsker Gebiet operierte. Im Herbst 1941 gruppierten sich 16 Männer um N. Balan und G. Losabejew mit dem Ziel, den Feind zu vernichten. Das war die Geburtsstunde einer Abteilung, über die die Partisanen in ihren handgeschriebenen Zeitschriften erzählten.
Trotz brutalen polizeilichen Terrors und Verfolgung, ungeachtet zahlreicher deutscher Garnisonen und Gestapo-Männer, die ständig umherliefen, schlängelte sich die Gruppe nachts in die Siedlungen, überbrachte den Einwohnern die letzten Nachrichten und rekrutierte immer neue Leute...

Auszug aus dem Artikel „Die Geburt der Abteilung" in der handgeschriebenen Partisanenzeitschrift „Volksrächer" (Nr. 3) der Kalinin-Abteilung, Juni 1944
Der harte Winter von 1941-1942, schlechte Versorgung mit Waffen und Lebensmitteln erschwerten die Aktivitäten von Partisanen. Ungeachtet dessen wurde der Kampf im Hinterland fortgesetzt. Er wurde immer stärker. Losabejew beschreibt in der Zeitschrift diese Tage als unglaublich schwer für die Abteilung. In den Monaten Januar-Februar wurden keine Militäroperationen durchgeführt. Alle Wirtschaftsarbeiten wurden nachts bei Schneegestöber verrichtet.
Eid des belarussischen Partisanen." Handgeschriebene Zeitschrift „Volksrächer" (Nr. 3) der Kalinin-Abteilung, Juni 1944
Die Monate April und Mai 1942 waren ein richtiger Härtetest für die Partisanen: Die Verbände wuchsen aktiv durch Neuaufnahmen. Es wurden Kampfoperationen durchgeführt. Am 15. Mai haben zwei deutsche Divisionen am Waldrand, der als „Wolfsinsel" bekannt war, die Partisanenabteilung eingekreist. Das Gefecht dauerte 8 Stunden. Wie die Melder später berichteten, wurden in diesem Kampf 300 deutsche Soldaten und Polizisten getötet.
K.A. Wrublewski, Zugführer der Kalinin-Abteilung. Ein Bild von G. Brshosowski, 1943
- „Alle Maschinengewehre zum Gefecht!", erklang der Befehl des Kommandeurs Kim.

- „Schneller, schneller, her mit Maschinengewehren… Und beeilt euch...", war überall zu hören. Der Polizeichef wollte sich vor dem anstehenden Feuer der Maschinengewehre retten und sprang aus dem Dachfenster praktisch auf den jetzigen Abteilungskommandeur Tolja Olejnik…

Auszug aus der Erzählung „Sturmangriff" in der handgeschriebenen Zeitschrift „Volksrächer" (Nr.3) der Kalinin-Partisanenabteilung, Juni 1944
Zugführer Konstantin Wrublewski beschreibt in der Erzählung „Sturmangriff" einen der Angriffe der Partisanen. Die Volksrächer umzingelten das Haus, in dem sich Leiter der Gendarmerie, Chef der Polizeiabteilung und sein Helfer eingebunkert haben. Die Partisanen hatten nur ein paar Gewehre, während die deutschen Soldaten Maschinenpistolen bei sich trugen. Aber Partisanen waren sehr schlaue Köpfe und gingen oft in schwierigen Situationen ohne notwendige Munition aus.
Die Kalinin-Abteilung wurde im März 1943 endgültig aufgestellt. Ihren Kern bildeten die Partisanen der Woroschilow-Abteilung der 2. Minsker Partisanenbrigade. Bis Dezember agierte die Abteilung selbstständig, wurde anschließend in eine Brigade umgewandelt.


Nach der Auflösung der Kalinin-Brigade im März 1944 wurde aus ihren Mitgliedern die gleichnamige Abteilung aufgestellt. In der Zeitperiode, als die Abteilung ihre eigene Zeitschrift veröffentlichte, war Anatoli Olejnik der Abteilungskommandeur, Pjotr Satschek – Kommissar und Iwan Miljutin – Stabsleiter.
Porträt von A. Olejnik, Kommandeur der Ordschonikidse-Abteilung der Kalinin-Partisanenbrigade. Ein Bild von G. Brshosowski, 1944
Pjotr Satschek kam in die Abteilung im März 1942. Er fing als Mitglied eines Sprengtrupps an und wurde später zum Kommissar der Abteilung und der Brigade. Unter seinem Kommando wurden deutsche Garnisonen „Saserje" und „Dukora" vernichtet.

Anatoli Olejnik war Abteilungskommandeur und leitete eine Diversionsgruppe. Unter seinem Kommando wurden 8 Militärzüge zum Entgleisen gebracht.

Iwan Miljutin ist Partisan seit Februar 1942. Mitglied eines Pioniertrupps. Er nahm an Hinterhalten und Gefechten teil.

Die Information aus dem Artikel „Wachstum der Parteiorganisation" in der handgeschriebenen Zeitschrift „Volksrächer" (Nr.3) der Kalinin-Abteilung, Juni 1944
Genrich Brshosowski malte auf den Seiten der handgeschriebenen Zeitschrift Porträts von Partisanen. Bei der Vorbereitung der ersten Musemsausstellung im Juli 1944 wurde Brshosowski im Belarussischen Staatlichen Museum für die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges als Maler eingestellt.
Partisan und Maler der Kalinin-Partisanenabteilung G. Brshosowski nach dem Krieg. Foto aus dem Museumsarchiv
Die Kalinin-Partisanenabteilung operierte in den Kreisen Rudensk, Puchowitschi, Minsk, Staryje Dorogi, Dsershinsk im Gebiet Minsk. Am 29. Juni 1944 hat sich die Abteilung mit den Teilen der Roten Armee vereinigt.
Handgeschriebene Zeitschrift „Volksrächer" Nr.3 der Kalinin-Abteilung, Juni 1944
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