8
SEITE
Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
„Die Völker unseres Landes feiern den 25. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution mitten im harten Kampf gegen die deutsch-faschistischen Eroberer und ihre europäischen Helfershelfer…"

Auszug aus der Zeitschrift „Volksrächer", Nr. 15, 208. Stalin-Partisanenabteilung, 11/1942

7. NOVEMBER
Nachdem die Rote Armee die deutschen Truppen bei Moskau zerschlagen hatte, startete sie im tiefsten Winter 1942 eine Offensive. Im Sommer stoppte sie die deutsche Wehrmacht bei Stalingrad. Der Krieg war ein Härtetest für die Sowjetordnung. Unter sehr harten Bedingungen im Herbst 1942 beging die Räterepublik den 25. Jahrestag ihrer Gründung. Dieses Datum wurde zum Leitmotiv der meisten Partisanenbeiträge in handgeschriebenen Zeitschriften und brachte die Partisanen in ihrem Kampf gegen den Feind noch enger zusammen.
„Brave Partisanen, Partisaninnen und Aufklärer! Wir gratulieren euch zum 25. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Wir wünschen euch neue Siege im Kampf gegen Faschismus. Schlagt den Feind wo ihr ihn trefft…"

Aus der Ansprache des Kriegsrates der Westfront in der Zeitschrift „Volksrächer", Nr. 15, 208. Stalin-Partisanenabteilung, 11/1942
Die Novemberausgabe des „Volksrächers" erschien mit dem Leitartikel „25 Jahre Oktober" auf dem Titelblatt. Die handgeschriebene Zeitschrift der 208. Partisanenabteilung war voll von Wünschen, den Faschismus zu besiegen, und Aufrufen, den Feind zu zerschlagen. Jeder, der diese Zeitschrift las, musste das Gefühl haben, dass er im heiligen Krieg ist, dem Krieg um das Vaterland und die Freiheit.
„Eine der entscheidenden Bedingungen für den Sieg über den Feind ist die das ganze Volk umfassende Partisanenbewegung im feindlichen Hinterland. An unsere Brüder und Schwester, die vorübergehend unter dem deutsch-faschistischen Joch leiden, an sowjetische Bürger aller Nationalitäten, die in den von den deutschen Truppen vorübergehend besetzten Gebieten leben, an brave Volksrächer, Partisanen und Partisaninnen richtet sich unser Aufruf: „Vernichtet gnadenlos die faschistischen Eroberer, brecht den feindlichen Rücken, greift den Gegner jeden Tag immer härter an."

Auszug aus dem Artikel „Errungenschaften der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution verteidigen", veröffentlicht in der Zeitschrift „Volksrächer" Nr. 15, 208. Stalin-Partisanenabteilung, 11/1942
Partisanen erfüllen einen Auftrag. 1943. Foto aus dem Museumsarchiv
„Über manche Menschen sagt man „er hat es drauf", „seine Energie reicht für Fünf", „ihm ist alles zuzutrauen". An Feiertagen möchte man besonders gern über die Menschen dieser Art erzählen", – in Partisanenzeitschriften findet man Geschichten sowohl über erfahrene Kommandeure als auch über einfache Kämpfer. Oder Jungs, die früh erwachsen wurden. Wie Michail Buinizki. Er war sehr jung, hat aber eine Polizisten-Gruppe auseinandergejagt. Bald darauf wurde er in eine Partisanenabteilung aufgenommen.
„Deutsche Truppen besetzten Mischas Heimat. Er hat von niemandem gelernt, wie man sich in diesem Krieg benehmen soll. Aber er wusste, was zu tun war, und tat dies. Er sammelte im Wald Maschinenpistolen, Gewehre, Maschinengewehre und Munition. Er putzte und versteckte sie.
Eines Tages bewegte sich eine Polizistengruppe zum Dorf Klewa. Der junge Patriot legte einen Hinterhalt an. Er holte einen Granatwerfer und ein Maschinengewehr. Als sich die Gruppe ihm so nah wie möglich näherte, eröffnete er das Feuer. Die Polizisten rannten, der Junge aber feuerte ihnen eine Mine nach der anderen nach…"

Auszug aus dem Artikel „Der Stolz der Abteilung" in der Zeitschrift „Volksrächer", Nr. 15, 208. Stalin-Partisanenabteilung, 11/1942
Kämpfer Schtscherbakow und Samsonow stellen eine Partisanenabteilung auf.
„Die Abteilung hatte kein festes Lager und musste aus einem Dorf in ein anderes ziehen. In einem Dorf übernachten, und immer weiter, immer auf Marsch. Vernichtung der Polizei, Vereitelung deutscher Pläne, Angriffe auf den Feind – all das wurde zum Sinn des Partisanenlebens..."

Auszug aus dem Artikel „Der Stolz der Abteilung" in der Zeitschrift „Volksrächer", Nr. 15, 208. Stalin-Partisanenabteilung, 11/1942
Das Schicksal von Partisanen der 208. Abteilung verlief unterschiedlich. Manche blieben im Hinterland, um Diversion zu betreiben. Ein Teil geriet in die Einkreisung, kämpfte aber in den Reihen des 15. Partisanenregiments, das 1943 aufgestellt wurde.
A. Demidow
P. Wilitkewitsch
I. Nishnik
Foto aus dem Museumsarchiv
„Um das Feuer des Partisanenkampfes zu entfachen, wurde im Februar 1943 aus dem 208. Partisanenregiment eine Initiativgruppe um Kämpfer Demidow, Nishnik und Wilitkewitsch ausgegliedert. Die Gruppe wurde aus Klitschew in die Regionen auf der linken Uferseite des Dnepr geschickt – nach Propoisk, Shurawitschi und Tschaussy. Ihr Ziel war es, feindliche Garnisonen in diesen Kreisen „aus der Fassung zu bringen", Transportadern lahmzulegen und die Bevölkerung zum Kampf gegen die Eroberer aufzurufen."

Auszug aus einer dokumentarischen Erzählung von A. Demidow
Ehrenbücher der Partisanen und Komsomolzen des 15. Partisanenregiments, die sich in den Kämpfen gegen deutsche Eroberer ausgezeichnet haben
Die Namen tapferer Kommandeure wurden in die Ehrenbücher eingetragen, die es in vielen Partisanenabteilungen gab. Das waren kleine, aber wichtige Broschüren – sie wurden wie ein wertvoller Schatz aufbewahrt. Sie enthielten Kurzinformationen über die besten Kämpfer.
Ehrenbuch der Partisanen und Komsomolzen des 15. Partisanenregiments, die sich in den Kämpfen gegen deutsche Eroberer ausgezeichnet haben
Auf den jungen russischen Offizier Alexander Demidow setzte man einen Kopfpreis von 40 000 Reichsmark aus. Demidow war Kommandeur der 4. Kompanie der 208. Partisanenabteilung und vernichtete Polizei-Garnisonen. Für hervorragende Kampfhandlungen wurde er mit dem Rotbanner-Orden und dem Orden des Großen Vaterländischen Krieges ausgezeichnet.
M. Choninow. Foto aus dem Museumsarchiv
Die Deutschen setzten für Michail Choninow einen Kopfpreis von 10 000 Reichsmark aus. Der tapfere Junge gehörte zur Demidows Diversionsgruppe und wurde zum Kommandeur befördert. Mischa Tschorny (Mischa der Schwarze) war sein Kampfname. Vor dem Krieg spielte Michail auf der Bühne des Kalmückischen Staatlichen Schauspielhauses und arbeitete als Moderator im Kalmückischen Rundfunk. Alexander Demidow widmete einem der besten Kämpfer sein Buch.
Die Jahre vergingen… Der legendäre Kommandeur Michail Choninow kehrte in das friedliche Leben zurück und wurde ein bekannter kalmückischer Schriftsteller und Dichter. Viele Erzählungen und Gedichte widmete er seinen Waffenkameraden, mit denen er drei lange Jahre in Belarus gegen die Faschisten kämpfte.
Michail Choninow empfand eine besondere Wärme für seine große Partisanenfamilie. Er nannte Belarus seine zweite Heimat.
Zeitschrift „Volksrächer", Nr. 15, 208. Stalin-Partisanenabteilung, 11/1942
Jede Verwendung oder Vervielfaltigung von Daten, Texten und Bildern sowie von Teilen des Layouts dieser Webseite bedürfen der vorherigen Zustimmung der Inhaber des Urheberrechts und der Quellenangabe www.belta.by
© Belarussische Telegraphenagentur, 2018
© Belarussisches Staatliches Museum für die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges, 2018
Left
Right