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Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
„Almanach des Partisanenschaffens" der Shukow-Brigade
„… und oft in einem finsteren Erdbunker versammelt so ein junger Kämpfer seine Kameraden um sich. Sie sitzen auf Pritschen bei Kerzenlicht, und er nimmt ein faltiges Blatt Papier aus der Tasche und liest seine Gedichte oder seine Erzählung vor. Partisanen, todmüde nach einer Kampfaufgabe, hören mit Begeisterung dem jungen Dichter zu – und das Leben scheint ihnen schöner und farbiger zu sein. In diesen seltenen Minuten der Ruhe wird das Partisanenschaffen geboren. Es hat noch keine festen Formen und ist nicht reif, aber es bringt wahre Gefühle und Bestrebungen zum Ausdruck."

Auszug aus dem Vorwort zum „Almanach des Partisanenschaffens" der Shukow-Partisanenbrigade im Gebiet Wilejka, Ausgabe Nr.1.
Partisanen von Mogiljow erhalten Dienstuniformen nach Aufnahme in die Rote Armee, 1943. Foto aus dem Museumsarchiv
Seine Meinung über das Schaffen der Volksrächer teilte auch W. Titowez im Vorwort zur handgeschriebenen Zeitschrift der Shukow-Brigade mit. Er lobte den Einsatz von Eva und Pawel Koslowski, die die Werke von Partisanen dieser Brigade gesammelt und in einem Almanach publiziert haben.
Vorbereitungen auf die Operation. 1943. Foto aus dem Museumsarchiv
Das zweiteilige „Almanach des Partisanenschaffens" der Shukow-Brigade erschien 1944 und spielte im kulturellen Leben der Partisanen eine besondere Rolle. Seine Autoren waren hauptsächlich junge Kämpfer, die ihre ersten Schritte auf dem literarischen Parkett wagten. Für ihre ersten Schreibversuche wählten sie in der Regel die Dichtung als Genre. Besonders oft publizierte Leiter der Sonderabteilung der Brigade, Kim Antipenko (Pseudonym Michail Wolk), seine Gedichte im Almanach.
Die Zeitschrift enthält poetische und prosaische Erinnerungen von Partisanen an ihre gefallenen Kameraden. Zu lesen sind zum Beispiel die Übersetzung der polnischen Erzählung über den gefallenen Kapitän Prokopjew, Gedichte über die Partisanen Tscherjomuchin und Winogradow.
„Du warst wie ein Sturm immer dort, woher die Gefahr drohte. Von den Hügeln der Mandschurei bis zum wilden Kaukasus-Gebirge, von den düsteren Gewässern der Ladogasee bis zu den ruhigen Steppen der Ukraine. Und jetzt liegst du auf traurigen Feldern von Belorussland, von einer feindlichen Kugel getroffen…"

Auszug aus dem Artikel von Metschislaw Beronski „Auf den Tod von Kapitän Prokopjew" im „Almanach des Partisanenschaffens" der Shukow-Brigade im Gebiet Wilejka, Ausgabe Nr. 1
Deutsche Soldaten werden von Partisanen der Brigade „Burewestnik" gefangengenommen.
Foto aus dem Museumsarchiv
In ihren Werken, die zu unterschiedlichen literarischen Formen zählen, erinnerten sich die Partisanen an ihre ersten militärischen Misserfolge, brachten ihr Heimweh zum Ausdruck, riefen mutig zum Kampf auf oder fanden treffende ironische Worte, um den Feind auszulachen. Die meisten Werke stellen Beispiele für patriotischen oder Heldenepos dar, danach folgen Lyrik, Satire und Humor.
„Der 2. Juli 1944, ein freudiger und unvergesslicher Tag für „Shukow"-Partisanen. An diesem Tag befreiten die vorgeschobenen Truppenteile der Roten Armee den Kreis Braslaw vom deutschen Hurenpack und vereinigten sich mit den Abteilungen der Shukow-Partisanenbrigade. Das Leben und Schaffen im feindlichen Hinterland war zu Ende. Zu Ende ist auch das Almanach. Vor seinen Autoren liegt ein breiter und heller Weg der fruchtbaren Arbeit im befreiten Vaterland."

Auszug aus dem Vorwort zum „Almanach des Partisanenschaffens" der Shukow-Brigade im Gebiet Wilejka, Ausgabe Nr. 2
Dieses Zitat aus dem Vorwort zur zweiten Ausgabe des Almanachs stammt vom Partisan Pawel Koslowski. Die Ausgabe Nr. 2 umfasst die Zeitperiode vom 1. Mai bis zum 2. Juli 1944. Das letzte Gedicht im Almanach wurde von Pawel Koslowski verfasst und heißt „Wir warteten auf sie – und sie sind da!". Es wurde bei einer Feierstunde zu Ehren der Befreiungskämpfer im Dorf Samoschje (Braslaw) vor den Soldaten der Roten Armee deklamiert.
Unter dem Kommando von Pawel Syromacha führten die Partisanen der Shukow-Brigade gemeinsam mit den Kämpfern der Brigade „Sa Rodinu" und den Teilen der Roten Armee ununterbrochen Kämpfe gegen den weichenden Feind, hielten feindliche Kolonnen zwischen Scharkowschtschina und Braslaw und ließen sie nicht durch. Allein am 1. Juli 1944 wurden in den Gefechten 142 deutsche Soldaten und Offiziere getötet. In der Siedlung Opsa blockierten die Partisanen die deutsche Garnison und hielten sie so lange bis die Rote Armee anrückte. Gemeinsam mit den Rotarmisten haben die Partisanen die feindliche Garnison vernichtet.
Am 2. Juli 1944 haben sich 815 Partisanen der Shukow-Brigade mit den Teilen der Roten Armee vereinigt. Am 6. Juli hat die 166. Schützendivision des. 2. Gardenschützenkorps der 6. Gardearmee der 1. Baltischen Front gemeinsam mit Partisanen der Shukow-Brigade die Stadt Braslaw befreit.
Partisanen der Brigade „Shelesnjak" in den Tagen der Vereinigung mit den Truppen der Roten Armee. Foto aus dem Museumsarchiv
"Almanach des Partisanenschaffens" der Shukow-Brigade, Gebiet Wilejka, Ausgaben Nr.1 und Nr.2
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