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Man schrieb sie überall, wo und wann man nur konnte, in Wohnbunkern und in den Pausen zwischen den Schlachten. Man schrieb sie auf Tapeten, in Schulheften und Geschäftsbüchern…

Handgeschriebene Partisanenzeitschriften wurden gemeinsam mit wichtigen Akten aufbewahrt. Sie enthielten Tatsachen über den Kriegsalltag, berichteten über Kämpfe und Helden. Selbstgemachte „Hefte" wurden lebendig gemacht – durch Illustrationen und witzige Geschichten. Wer eine Zeitschrift in die Hände bekam, las sie in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist. Diese Hefte gaben Mut. Auch in den Zeiten, wenn man vom Feind hoffnungslos eingekesselt war, konnte niemand daran denken, die handgeschriebenen Zeitschriften preiszugeben – man vergrub sie samt Munition in der Erde oder versteckte in Sackleinen in den Wäldern. Durch das Feuer des Krieges sind diese einmaligen Dokumentationen bis in die Gegenwart erhalten geblieben.
KOMMANDEUR FJODOR JUDANOW
Als die deutschen Truppen am 2. Juli 1941 in die Stadt Borissow eingedrungen waren, schlossen sich fünf einfache in Zivil gekleidete Sowjetmenschen den Teilen der Roten Armee an. Gemeinsam mit den Rotarmisten verließen sie das Dorf Loschniza und begaben sich an die Front...

Unter den Freiwilligen war Vorsitzender des Dorfrates Fjodor Judanow. Die tapferen Fünf schafften es nur bis nach Witebsk. Im Auftrag des Parteikomitees Borissow kehrten Fjodor Judanow und seine Kameraden heim. Sie wurden beauftragt, im feindlichen Hinterland den Untergrundkampf aufzunehmen.

Im neuen Kapitel der „Partisanenchronik" handelt es sich um die Woroschilow-Abteilung der Schtschors-Partisanenbrigade (Minsk) und einen seiner Kommandeure Fjodor Wawilowitsch Judanow.
Zur Information: Die Abteilung wurde im Juni 1942 aufgestellt. Am 5. Dezember wurde der Abteilung der Name des Marschalls der Sowjetunion Kliment Woroschilow verliehen. Bis Februar 1943 agierte die Abteilung selbstständig, ab Februar 1943 als integrierter Teil der Schtschors-Brigade.
Foto aus dem Museumsarchiv
Die erste Partisanengruppe unter Leitung von Iwan Jarosch operierte im Kreis Borissow ab Oktober 1941. Fjodor Judanow wurde als Verbindungsmann und Aufklärer eingestellt. Er sammelte Informationen über die deutschen Truppen, ihre Stärke und Waffen, Militärzüge und andere Transportmittel. Im März 1942 wurde klar, dass sich Verräter in der Gruppe befanden. Die Literatur- und Kunstzeitschrift „Woroschilowez" (Ausgabe Nr.1, 04/11) der Woroschilow-Partisanenabteilung der Schtschors-Brigade enthält einen Eintrag darüber:
„Die Gruppe war umgeben von einem großen Vernichtungstrupp. Ein Teil der Gruppe und sein Kommandeur Jarosch starben im ungleichen Kampf den Heldentod. Einen weiteren Aufenthalt in diesem Kreis hielten die übrig gebliebenen Mitglieder der Gruppe für gefährlich, deshalb verließen sie den Aufgabegebiet und schlossen sich anderen Abteilungen an. Fjodor Judanow kehrte in das Dorf Nowoselki zurück und bereitete den Kern einer neuen Abteilung vor."
Foto aus dem Museumsarchiv
Die erste Versammlung künftiger Kämpfer führte Judanow in einem Wald durch, wo er sich von der Polizei verstecken musste, die ihn im Dorf verfolgte. Im April 1942 wurde aus den Einwohnern der Kreise Borissow und Krupki eine Partisanenabteilung aufgestellt. Im Sommer schlossen sich ihr zwei Landetrupps an. Zum Leiter der Abteilung, die im Herbst rund 100 Mann stark war, wurde Grigori Soroka gewählt, Fjodor Judanow wurde zum Kommissar ernannt. Die Kämpfer legten Hinterhalte an, sprengten feindliche Militärzüge und versuchten mit aller Kraft, aus der Umzingelung auszubrechen.
Eine der größten militärischen Blockaden war die im Oktober 1942. Die Wehrmacht stellte gegen die Partisanenabteilungen mehrere Tausend Soldaten. Auch unsere Abteilung geriet während dieser Blockade mehrmals in die Einkreisung. Mehrere Male mussten wir unter sehr komplizierten Bedingungen ausharren, ohne Essen, stundenlang, kniehoch im Wasser, tagelang ohne Feuer bei Regen und Wind."

Auszug aus der Literatur- und Kunstzeitschrift „Woroschilowez" (Nr.1), Woroschilow-Partisanenabteilung, Schtschors-Brigade, April 1944
Jedes Mal war es den Kämpfern gelungen, die von den deutschen Truppen blockierten Gebiete lebendig zu verlassen. „Das war Judanows Verdienst. Er zeigte außergewöhnlichen Erfindungsgeist und Mut. Er selbst war an der Spitze von Aufklärungstrupps, die sich in die feindlichen Gebiete begaben" – so steht es in der Zeitschrift „Woroschilowez" über ihn geschrieben.
„Die Deutschen planten eine neue Blockade im Dezember. Unsere Abteilung schloss sich mit den anderen Abteilungen zusammen und kämpfte gegen Vernichtungstrupps. Unsere Abteilung verteidigte in diesem Kampf das Dorf G. Nach dem Kampf brachen wir ohne Verluste aus der Einkreisung aus. Das haben wir wieder unserem Kommissar Judanow zu verdanken. Mit seiner geschickten Führung und seinem eigenen Beispiel begeisterte er Kämpfer und Kommandeure."
Judanow beim Stürmen eines Feldbunkers. Partisanenmaler K. Minenko
Im Januar 1943 wurde Leiter der Woroschilow-Abteilung Grigori Soroka auf Befehl in einen anderen Kreis abkommandiert. Kommissar Judanow wurde einstimmig zum neuen Kommandeur gewählt. „Woroschilow"-Leute, die bis dahin selbstständig agierten, schlossen sich der Schtschors-Partisanenbrigade an. Volksrächer kämpften gegen den Feind und vergaßen dabei nicht, der Zivilbevölkerung zu helfen.
„Faschistische Banditen haben mehrmals versucht, in die Dörfer einzudringen, die unter dem Schutz von Partisanenabteilungen standen, um die Zivilisten auszurauben. Besonders ungeniert benahm sich der Feind während der Erntezeit. Das deutsche Kommando schickte zahlreiche Soldaten und Offiziere mit hunderten Fahrzeugen in die Dörfer, um den Bauern das Brot wegzunehmen. Die Volksrächer verminten die Wege, legten Hinterhalte an und kämpften um jeden Laib Brot, der nicht in die feindlichen Hände geraten sollte."

Auszug aus der Literatur- und Kunstzeitschrift „Woroschilowez", Nr.1, Woroschilow-Partsanenabteilung der Schtschors-Brigade, April 1944
Die Partisanen nannten ihn kämpferischer Kommandeur. Fjodor Judanow war bis Mai 1944 Anführer der Woroschilow-Abteilung. Für seine Verdienste wurde er mit dem Orden des Roten Sterns und dem Rotbannerorden ausgezeichnet.
Nach der Befreiung des Kreises Borissow wurde Fjodor Judanow zum Vorsitzenden des Kreisexekutivkomitees Borissow ernannt, um das Land aus den Trümmern wiederaufzubauen. Im Februar 1953 übernahm er die Leitung der Verlustkolchose „Majak kommunisma" (Leuchtturm des Kommunismus) und machte sie zur Vorzeige-Wirtschaft. Er wurde für seine Arbeit mit dem Leninorden, dem Orden der Oktoberrevolution und dem Orden des Roten Banners der Arbeit ausgezeichnet. Außerdem wurde er zum Helden der Sozialistischen Arbeit.
Foto aus dem Museumsarchiv
Nach der Zahl der vernichteten deutschen Garnisonen war die Woroschilow-Abteilung die erste in der Schtschors-Partisanenbrigade. Ihre Kämpfer sprengten über 40 deutsche Militärzüge und 25 Lokomotive, vernichteten über 30 Fahrzeuge und 11 feindliche Garnisonen… Sie schonten weder Mühe noch Leben, um den großen Sieg herbeizuführen. Sie kämpften selbstlos um ihre Heimat, um die Freiheit ihrer Nächsten und aller friedlichen Menschen...
Handgeschriebene Zeitschrift "Woroschilowez" (Nr. 1), Woroschilow-Abteilung der Schtschors-Brigade. April, 1944.
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